Entspannt ins Wochenende

■ „Sag mal Aaah“, freitags, ARD, um 18.35 Uhr

Aufmerksamen BeobachterInnen der hiesigen Bildschirme wird nicht entgangen sein, daß das Vorabendangebot seit letzten Freitag um eine taufrische Serie bereichert worden ist. Das ist natürlich begrüßenswert, daß sich die VorabendglotzexpertInnen unter uns schon seit längerem ins Dickicht des Kabelnetzes flüchten mußten, um der Ödnis in der ersten Reihe zu entkommen. Zwischen erregenden Bowlingfights und aufwühlenden Spielshows fanden KabelgängerInnen auch importierte Perlen amerikanischer Sitcoms, deren eingespielten Applaus man sich vorbehaltslos anschließen durfte.

Unsere neue Arztserie trachtet, diesen Vorbildern nachzueifern. Bei Sag mal Aah handelt es sich um die Nachahmung einer erfolgreichen holländischen Serie. Besetzung und Regie der deutschen Version wurden vermutlich aus Gründen der Arbeitsbeschaffung vor allem ostdeutschen Kulturschafffenden überlassen. Trotz des natürlichen Handicaps ihrer Herkunft gelingt es dem Serienteam, fast mühelos zum Niveau der bundesdeutschen Vorabendunterhaltung aufzuschließen.

Eine Hausärztin in den Mittelpunkt einer Serie zu stellen, ist zweifelsohne ein raffinierter Einfall. Diese mit noch zwei ewig pubertierenden, verzogenen Kindern auszustatten, ist geradezu eine außergewöhnliche Idee. Der beigestellte Liebhaber beschwingt die einzelnen Folgen mit einem unwiderstehlichen Hauch von Erotik. Diesen Pulk sympathischer BühnengenossInnen nun gar noch mit einer rührigen Haushälterin zu flankieren, grenzt hart an Erleuchtung. Dem aufgeschlossenen Publikum werden die brisanten Probleme des ärztlich-familiären Alltags wirklich dröhnend und urkomisch dargeboten. Die Hauskatze stiebitzt das Filetsteak. Mutti hat sich verknallt. Der Mann der Haushälterin hat einen Hexenschuß. Kurt kauft einen Gebrauchtwagen. Ich muß mal Pipi. Wenn die Kameraeinstellung wechselt, erklingt auch schon das dankbare Gelächter vom Band.

Verständlicherweise kann die dramaturgische Wucht des Ohnsorgtheaters nicht ganz erreicht werden. Auch die brüllenden Lachsalven, die ein Willy Millowitsch aus uns herauszukitzeln vermag, müssen hier im Halse stecken bleiben. Dafür erspart uns die Serie die strapaziösen Verknüpfungen von Handlungssträngen, mit denen uns die Lindenstraße und Dallas schon seit Jahren quälen, um so besser.

Das Wochenende hat ja gerade erst begonnen, die Mattscheibensorgen sind noch possierlich und handlich. Die Abendbrotstullen werden gerade erst mit Mettwurst bestrichen, die Kinder ins Bett gescheucht, die ersten Schwenker Chantré eingekippt. Und nach ein paar Schlucken sagen auch wir genüßlich „Aah“. Olga O'Groschen