Mossad-Leute in Nikosia verhaftet

Vier Israelis versuchten Abhöranlage in iranischer Botschaft in Zypern zu installieren/ Israel verlangt ihre sofortige Freilassung/ Israelische Geheimdienste haben verstärktes Interesse am Iran entwickelt  ■ Aus Tel Aviv Amos Wollin

Vier Israelis, die angeblich versucht haben, eine Telefonabhöranlage in der iranischen Botschaft der zypriotischen Hauptstadt Nikosia zu installieren, wurden am Dienstag festgenommen. Ein zypriotisches Gericht hat eine Woche Untersuchungshaft angeordnet.

Die Geschichte hat in Israel viel Staub aufgewirbelt. Man hofft, daß die vier Israelis hierher abgeschoben werden. Die israelischen Medien argumentieren, daß es in Zypern kein Gesetz gegen das Abhören des Telefonverkehrs gäbe. Außerdem lägen „keine Beweise“ vor. Bis auf den israelischen Botschafter in Nikosia versuchte niemand in Abrede zu stellen, daß es sich bei den Verhafteten um Angehörige des israelischen Geheimdienstes „Mossad“ handelt. Mitglieder des israelischen Außenministeriums hatten dieser Nachricht jedenfalls nichts hinzuzufügen. Die israelischen Behörden stehen in engem Kontakt mit Zypern und verlangen die sofortige Freilassung der Israelis. Die zypriotische Polizei gab bekannt, die vier seien auf frischer Tat ertappt worden: Sie seien gerade mit einem aufgebrochenen Telefonkabelkasten beschäftigt gewesen und hätten „radioähnliche“ Geräte, Zangen und Lötkolben mit sich geführt. Die Israelis erklärten während ihrer Verhaftung, sie hätten lediglich die Toiletten des Gebäudes gesucht.

Die israelischen Behörden fürchten, daß dieser Zwischenfall die ohnehin problematischen Beziehungen zwischen Zypern und Israel weiter belasten könnte. Im Kommentar der israelischen Tageszeitung 'Davar‘ heißt es, daß der Iran während des Golfkrieges zu einem Land geworden sei, für das sich Israels Geheimdienste besonders interessierten. Der Iran verfüge über sehr moderne Waffen und habe mittlerweile auch ein nichtkonventionelles Arsenal aufgebaut. Hinzu komme, daß der Iran erheblichen Einfluß auf die Schiiten im Irak und im Libanon und auf radikale islamische Gruppen in Jordanien und in den besetzten Gebieten ausübt. Außerdem steht der Iran im Zentrum der Kontakte über Geiselbefreiungen und Gefangenenaustausch. Unter den Betroffenen sind Amerikaner, Libanesen, Palästinenser und Israelis. Aus unterschiedlichen Quellen hieß es, daß zur Zeit in geheimen Gesprächen zwischen den USA, Israel, dem Iran und den libanesischen Schiiten intensiv über einen Austausch von Geiseln gegen Gefangene verhandelt werde. Engere Kontakte zwischen Syrien und westlichen Staaten und die Tendenz einflußreicher Politiker im Iran, die Beziehungen zu den USA zu normalisieren, haben diese Entwicklung beschleunigt.

Die 17 Schiiten, die in Kuwait gefangengehalten wurden, sind mittlerweile geflüchtet. Die schiitischen Gruppen im Libanon hatten deren Freilassung zur Bedingung für die Freilassung westlicher Geiseln gemacht. Unter ihnen angeblich auch sieben Israelis, die seit dem Libanon- Krieg 1982 vermißt werden. In der Gefangenschaft der Israelis beziehungsweise der mit Israel kooperienrenden Südlibanesischen SLA befinden sich Hunderte von libanesischen Schiiten. Der prominenteste unter ihnen ist Scheich Abdel Karim Obeiod, der 1989 von Israelis aus dem Libanon entführt wurde.