Die GAL hat das Kuckucksei ÖDP im Nest

Hamburg (taz) — Auch nach der parallel verlaufenden Wiedervereinigung und Spaltung der Hamburger Grünen in den nun realpolitisch orientierten Landesverband der Partei, der immer noch die Zusatzbezeichnung „Grün-Alternative Liste“ (GAL) trägt, und eine systemoppositionell orientierte „Alternative Liste“ (AL) kommt die Szene nicht zur Ruhe. Der Grund: Im Rahmen der Vereinigung von realpolitischer Abspaltung „Grünes Forum“ (GrüFo) und Rest-GAL hat sich auch die starr-wertkonservative ÖDP in den Landesverband geschlichen. Beschlüsse von GAL-Mitgliederversammlungen gibt es darüber nicht. Ungewollt ist damit die einst linke GAL zur Vorreiterin der Integration der rechtsökologischen Konkurrenz in die Bundes-Grünen geworden.

Aber es gibt inzwischen drei ÖDP-Männer als Kandidaten auf GAL-Listen für Hamburger Bezirksversammlungen. An hervorragender Stelle steht der Ökoladenbetreiber Michael Mathiessen. Er ist seit dem vorigen Wochenende GAL- Spitzenkandidat im südelbischen Harburg. In den Stadtteilen Altona und Wandsbek kandidieren ebenfalls ÖDP-Mitglider auf den GAL-Bezirkslisten. Die ÖDP war Anfang der 80er Jahre aus einer Grünen-Abspaltung des konservativen Parteigründers Herbert Gruhl enstanden und verfügt inzwischen in allen „alten“ Bundesländern über relativ erfolglose Landesverbände.

Bei der Wiedervereinigung mit der GAL wurde das Thema ÖDP ausgespart. Um so größer ist jetzt die Aufregung. Linke Ex-GALerInnen halten aus Protest gegen den Einmarsch der angeblich „extrem rechten“ ÖkologInnen das Harburger Grünen-Büro besetzt. Und in der GAL mehren sich die Stimmen, nach denen „uns diese Geschichte im Wahlkampf massiv schaden kann.“ Der Landesvorstand befaßt sich am nächsten Dienstag mit dem ÖDP- Problem. Jürgen Oetting