Arme Schweine

Den deutschen Schweinen geht's echt dreckig. Und nicht nur ihnen. Die eßbaren Hochleistungstiere leiden zunehmend an Konditions- und Kreislaufschwächen und sind stark krankheitsanfällig. Damit gefährden die künstlich hochgezüchteten Schweine, Rinder und Schafe auch das Leben ihrer durchschnittlich veranlagten Artgenossen. Denn die Bauern peppeln die tierischen Superstars auf, alte Rassen hingegen werden kaum noch gekauft. Fast ein Drittel der alten Nutztiersorten ist schon akut vom Aussterben bedroht.

Von der Rindersorte „Original Schwarz-Bunt“ gibt es bundesweit nur noch etwa 1.000 Tiere. Noch knapp 60 Zuchttiere sind von den robusten „Angler Sattelschweinen“ vorhanden, und ganze zehn Exemplare des „Vogtländischen Rotviehs“ müssen den bundesdeutschen Bestand der Rasse aufrechterhalten. Piet Oehmichen von der „Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen“ versucht verzweifelt, die Landwirte zu überzeugen, wieder verstärkt auf die alten, zähen Rassen umzusteigen. „Bis jetzt setzten sich allerdings nur idealistische Ökobauern für die Rettung der Nutztiere ein“, bedauert er.

Rettung naht aus einer anderen Ecke. Im schleswig-holsteinischen Kreis Rendsburg-Eckernförde wird in diesen Tagen ein Haustier-Zoo seine Pforten öffnen. „Wer weiß heute noch, wie ein richtiges Schwein, ein echtes Wagenpferd oder eine reine Milchziege aussieht?“ fragt Tierparkchef Jürgen Güntherschulze. „Wie wollen für Tierarten, die vor der Jahrhundertwende noch weit verbreitet waren, wieder Stämme züchten, die eine normale genetische Durchmischung erlauben“, erklärt er stolz sein Projekt. Na, das läßt sich doch hören. Da braucht der deutsche Bauer dann doch nicht auf seine drogenverseuchten Fleischgebirge zu verzichten, und die „Angler Sattelschweine“ können im Zoo die Sau rauslassen.

In anderen Ländern sind sie noch längst nicht soweit beim Schutz von Nutztieren: Im öffentlichen Park des Kairoer Vorortes el Giseh hatten ein paar geschäftstüchtige Bauern zum Ende des Fastenmonats Ramadan ihre Esel an Kinder zum Reiten vermietet. Dabei blieb es jedoch nicht, die Tiere benahmen sich daneben und trampelten ein bißchen in den Grünanlagen herum. Polizei fuhr auf, verhaftete die 15 Esel und verurteilte sie zum Tode. Die Tiere wurden in den ägyptischen Nationalzirkus gebracht, wo sie geschlachtet und ihre zerstückelten Leichen anschließend an die Raubtiere verfüttert werden. Karl Wegmann