Kinzel blutet blau-weiß

■ Suspendierter Moderator wird neuer BSV-Vorsitzender / „Draht zur Wirtschaft“

Der Bremer Sport Verein (BSV), traditionell hinter Werder die Nummer zwei im Bremer Fußball, will hoch hinaus. Und zwar ausgerechnet mit einem, der, zumindest vorübergehend, tief gefallen ist: Der vom Dienst suspendierte Hörfunk-Moderator Achim Kinzel ist am Freitag mit 74 von 79 Stimmen von der Mitgliederversammlung des BSV zum neuen Vereinsvorsitzenden gewählt worden.

Seit Jahren schrammt der BSV in der Amateuroberliga immer knapp am Abstieg vorbei. Auch in diesem Jahr hat sich der Traditionsverein aus dem Bremer Westen wieder fest in der unteren Tabellenhälfte festgesetzt. Damit soll es nun vorbei sein. Wenn Kinzel die Perspektive für den BSV beschreibt, dann geht sein Blick nach Stuttgart, Köln oder Hamburg. Dort hat sich neben einem 1. Bundesliga-Verein ein weiter Klub im bezahlten Fußball etabliert.

Doch um solche „Träume“ (Kinzel) wahr werden zu lassen, braucht es vor allem Geld, viel Geld. Und eben deshalb setzt der Verein voll auf den Mann, der mit seinen „guten Verbindungen zur bremischen Wirtschaft“ Werbung für sich gemacht hat und eben wegen möglicher schleichender Werbung für eben diese Wirtschaft vorläufig seinen Moderatoren-Job los ist.

Auf der Hauptversammlung blieb Kinzel bei seiner bisherigen Marschroute: Kein Wort zu den Bestechlichkeitsvorwürfen in der Öffentlichkeit. Nur soviel: Erstens kläre sich das alsbald, und zweitens: „Ich komme da mit einer weißen Weste heraus.“ Geld will er mit seinem Ehrenamt bei Walle nicht verdienen, sagt er. Ganz im Gegenteil: Der Mann, dem nach eigen Worten Blut in den Vereinsfarben blau-weiß durch die Adern fließt, will dem Arbeitervorort Walle ein Stückchen von dem Glück wiedergeben, das dem Arbeitersohn Kinzel in seinem Leben widerfahren ist. Kinzel: „Ich komme von ganz unten. Ich bin für mein Leben dankbar, und davon will ich jetzt etwas zurückgeben.“ Die Hilfe des Möchtegern-BSV-Vorsitzenden Martin Globisch vom Weser-Report will er dabei nicht in Anspruch nehmen. „Das schaffen wir alleine.“ hbk