Klangfarbenpracht...

■ ...trionfale: Rauschendes Musikfest mit dem Stuttgarter Klaviertrio in der Glocke

Das achte philharmonische Kammerkonzert am vergangenen Freitagabend in der „Glocke“ bestritt das „Stuttgarter Klaviertrio“, wohl eines der besten Ensembles in Europa.

Leider wurde es seinem Ruf zunächst nicht gerecht: Die Aufführung von Mozarts C-Dur-Klaviertrio KV 548 wirkte auf mich eher wie eine „heruntergespielte“ Pflichtübung, manchmal sinfonisch aufgeblasen (etwa durch heftiges Vibrato in den Cello- Kantilenen). Auch war das Zusammenspiel nicht immer ausbalanciert.

Der Violinist Rainer Kussmaul spielte zu Beginn überdies recht unsauber und fizzelte sich nicht selten gerade noch so eben durch die Sechzehntel-Läufe.

Maurice Ravel komponierte sein a-moll-Trio als musikalisches Testament zu Beginn des ersten Weltkriegs; gleich anschließend stellte er sich dem Kriegsdienst. Wegen zwei Kilo Untergewicht nahm man ihn aber nicht. So schrieb er einer Freundin: „All das ist unnütz. So wird es eben nur ein Trio mehr geben“.

Das quasi symphonische, gewaltige Meisterwerk bietet immer wieder neue Überraschungen, die den Hörer niemals aus der Spannung entlassen. Die unglaublichen orchestralen Klangeffekte des ersten Satzes, das deklamatorische Element im zweiten (“Pantoum“), die feierliche Rezitation der weiten, beinahe gregorianisch anmutenden Passacaglia und das sonnig flirrende Finale konnten die Stuttgarter in ihrer Interpretation traumwandlerisch sicher und kongenial umsetzen.

Das Publikum dankte mit Beifallsstürmen für diese aufregende Hörerfahrung eines Werkes, das ganz sicher nicht „nur ein Trio mehr“, sondern vielleicht das schönste dieser Gattung überhaupt ist — gleich gefolgt von Schuberts Es-Dur-Trio DV 929, das abschließend erklang. Den Radikalismen des kurz vor Schuberts Tod entstandenen Werkes blieben die Stuttgarter nichts schuldig.

Allerdings mußte man für die längere Erstfassung, für die sie sich entschieden hatten, eine Menge Geduld mitbringen, wenn auch die Architektur des gedehnten Finales darin erheblich besser proportioniert wirkt. Der abschließende Riesenjubel bescherte noch ein Scherzo von Mendelssohn — nach dem schweren Programm ausgeprochen erfrischend. Gunnar Cohrs