Äthiopiens Diktator sitzt in der Klemme

Addis Abeba (ap/dpa/taz) — Der bewaffnete Widerstand gegen die äthiopische Zentralregierung rückt immer weiter auf die Hauptstadt Addis Abeba vor. Vergangene Woche fiel die letzte größere Stadt südwestlich der Hauptstadt, das 100 Kilometer entfernte und für sein Mineralwasser berühmte Ambo, an die von tigrischen Rebellen angeführte Oppositionskoordination EPRDF. Zwischen der EPRDF und der Hauptstadt liegt jetzt nur noch freies Feld, in dem die Regierung vorerst durch ihre Luftüberlegenheit geschützt ist. Allerdings ist das Wasserkraftwerk, das Addis Abeba mit Strom versorgt, und die größte Munitionsfabrik Äthiopiens inzwischen ebenfalls in Rebellenhänden.

Als Reaktion darauf haben die USA alle ihre Staatsbürger in Äthiopien zum Verlassen des Landes aufgefordert. Ferner hat Staatschef Mengistu am Freitag seine Regierung umgebildet. Der als gemäßigt geltende Außenminister Tesfaye Dinka wurde zum Ministerpräsidenten ernannt und mit der Bildung eines neuen Kabinetts beauftragt. Verschiedene als „Falken“ geltende Politiker, darunter Vizepräsident Fiseha Desta, wurden entlassen. Alemu Abeba, Politbüromitglied der regierenden „Arbeiterpartei“, erhielt den Auftrag, eine moderne Massenpartei namens „Äthiopische Demokratische Einheitspartei“ zu bilden, welche möglicherweise die Regierungspartei ersetzen soll.