Airbus-Leute kampflustig

■ Ein Drittel der Belegschaft sauer auf den Betriebsrat wegen einer „symbolischen Aktion“ gegen den Golfkrieg

Bremen (taz) — Über ein Drittel der Belegschaft bei der Deutschen Airbus GmbH (früher MBB) ist jetzt gegen ihren eigenen Betriebsrat vor Gericht gegangen. Eine Liste mit den Unterschriften von 1.400 der rund 3.600 Beschäftigten wurde dem Bremer Arbeitsgericht übergeben. Nach dem Willen der UnterzeichnerInnen soll das Gericht nun prüfen, ob der Airbus-Betriebsrat „seine politischen Ziele in den Vordergrund gestellt und bewußt Arbeitsplätze gefährdet“ hat, als er mitten im Golfkrieg am 24. Januar seine Zustimmung zu Überstunden im Tornado- Programm verweigerte.

Mitglieder des Betriebsrates hatten sich in den vergangenen Jahren in einer Arbeitsgruppe Rüstungskonversion engagiert und wollten nun mit der Ablehnung der Tornado- Überstunden ein konkretes Zeichen setzen und angesichts des Kriegs nicht einfach zum Tagesgeschehen übergehen. Schließlich waren MBB- Produkte auf beiden Seiten des Golfkriegs im Einsatz. Doch aus dem „symbolischen Akt“ wurde ein handfester Kleinkrieg innerhalb des Werks. Die Geschäftsleitung verklebte flächendeckend einen offenen Brief, in dem sie dem Betriebsrat „Gefährdung zukünftiger Aufträge nicht nur im militärischen Bereich“ vorwarf, „denn politisch motivierte Verweigerungshaltungen gelten in den Augen unserer Kunden als unberechenbar“. Und der frühere Betriebsratsvorsitzende Ludwig Ladewig sah die Chance zur Rache an seinen Nachfolgern und begann eine Unterschriftensammlung für die Absetzung des amtierenden Betriebsrates.

Die symbolische Ablehnung der Überstunden für den Tornado-Bau hatte die Unterstützung der IG Metall und mehrerer anderer Betriebsräte gefunden.

Die Airbus-Geschäftsleitung hatte nach der Ablehnung der Überstunden im Betriebsrat keine weiteren Schritte mehr unternommen, die Mehrarbeit doch durchzusetzen. Dirk Asendorpf