INTERVIEW: Zwei grüne Wahrheiten
■ Willi Piecyk, Stellvertretender Landesvorsitzender der schleswig-holsteinischen SPD, zum Grünen-Parteitag
taz: Der designierte SPD-Bundesvorsitzende Björn Engholm hat am Wochenende, bevor er das grüne Parteitagsergebnis von Neumünster kannte, „langfristig interessante Perspektiven in Ampelkoalitionen“ gesehen. Sieht der designierte schleswig-holsteinische SPD-Landesvorsitzende Willi Piecyk nach der Show von Neumünster überhaupt noch irgendwelche gemeinsamen Perspektiven mit den Grünen?
Willi Piecyk: Wenn das, was in Neumünster zu beobachten war, die ganze grüne Wahrheit ist, erledigt sich die Sache von selbst. Aber es gibt eine zweite grüne Wahrheit in den Ländern.
Dann gilt jetzt also: Bundesgrüne kann man vergessen, Landesgrüne sind potentielle politische Partner?
Die Bundesgrünen fallen doch als halbwegs ordentliche Partner zunächst mal aus. Das ist die faktische Neumünsteraner Erklärung. Vor Ort muß man sich das erst einmal anschauen, da gibt es zum Teil vernünftige Landespolitik, da gibt es manchmal auch vernünftige Kommunalpolitik. Aber gelegentlich gibt es in den Kommunen auch schwarz-grüne Mehrheiten.
Im nächsten Frühjahr ist in Schleswig-Holstein Landtagswahl. Sind die Grünen für die Sozialdemokraten inzwischen ein denkbarer Koalitionspartner?
Die schleswig-holsteinischen Grünen haben vor kurzem bekanntgemacht, daß es sie überhaupt noch gibt...
Deshalb haben sie ja den Bundesparteitag in den Norden geholt — um zu zeigen, daß es sie noch gibt. Und um zu zeigen, daß die Zeit der Strömungskämpfe vorbei ist...
Die haben sich mit dem Parteitag in Neumünster keinen Gefallen getan. Die Koalitionsfrage, egal in welche Richtung, stellt sich für uns Sozialdemokraten in Schleswig-Holstein nicht.
Aber Spekulationen sind doch erlaubt. Sind die Grünen ein denkbarer Koalitionspartner?
Wir spekulieren nicht. Wir wollen die absolute Mehrheit im Kieler Landtag erhalten. Interview: Jürgen Oetting
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