»Letztendlich nur ein Spiel mit der Gewalt«

■ Der Kreuzberger Bürgermeister König (SPD) zu den Krawallen

taz: Herr König, Sie haben sich vor Ort ein Bild von den Auseinandersetzungen gemacht. Halten Sie das Verhalten der Polizei für angemessen?

Günther König: Ja. Aus dem schlichten Grund, daß bei allem politischen Gedöns, das auf Flugblättern durch die Veranstalter der Demo und des Straßenfestes verbreitet worden ist, es sich letztendlich nur um ein Spiel mit der Gewalt handelte. Deshalb muß leider mit der entsprechenden Gegengewalt geantwortet werden.

Das, was uns von den Autonomen vorgeworfen wird — wir wollten in einer Art Berliner Hauptstadtwahn den Bezirk Kreuzberg umstrukturieren — werden wir als einen guten Rat akzeptieren. Aber in der Art und Weise, daß die Menschen in unserem Bezirk materiell und geistig in die Lage versetzt werden müssen, sich gegen diese Diktatur des Terrors zu wehren.

Was heißt das konkret? Bürgerwehr?

Nein, das heißt nicht Bürgerwehr. Viele Autonome glauben, daß dies ein vogelfreier Bezirk ist, wo sie tun und lassen können, was sie wollen... Dabei hängt den meisten Bewohnerinnen und Bewohnern der Krawall hier total zum Hals raus.

Die Leute, die hier leben, müssen so selbstbewußt sein, den Autonomen das ins Gesicht zu sagen. Die Leute am Kollwitzplatz sind uns dafür ein Beispiel, weil die den Autonomen gesagt haben: Bleibt uns bloß vom Halse.

Gab es zwischen Ihnen und dem Einsatzleiter Kontakt, wurden Sie zu Rate gezogen?

Ja, es gab im Vorfeld und auch heute tagsüber Kontakte. Es wurden grundsätzliche Einschätzungen ausgetauscht. Hinsichtlich des konkreten Einsatzes der Polizei gab es weder Fragen durch die Polizei und dementsprechend keine Antworten von mir.

Heute waren mehr Menschen auf der Autonomen-Demo als beim Marsch des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Blutet einem Sozialdemokraten da nicht das Herz?

Ja natürlich, weil ich mich frage, was eigentlich die Gewerkschaften tun, um glaubwürdig zu machen, daß sie auch Interessen extremer Jugendlicher verstehen. Interview: ccm