Pilger der „guten Sache“

■ Die deutschen Freunde der Unita und ihre Hilfe

Am kommenden Sonntag wird Unita-Präsident Jonas Savimbi zu einem einwöchigen Besuch in Deutschland eintreffen. Auf dem Programm stehen hochrangige Gespräche im Außenministerium und im Bundeskanzleramt. Im Laufe der Woche wird Savimbi dann auch nach Berlin kommen. „Wir haben hart gearbeitet, um diesen Besuch zustandezubringen“, erklärt Dietrich Kantel, Vorsitzender der Bonner Nichtregierungsorganisation „Hilfe in Not“ und eine der Schlüsselfiguren der deutschen Unita- Lobby.

Es bedurfte großer Anstrengungen, um die CDU so weit zu bekommen, daß sie den als pro-MPLA angesehenen Hans-Dietrich Genscher zum Nachgeben brachte, erzählte der Bonner Rechtsanwalt der taz im vergangenen März anläßlich des 7. Kongreß der Unita im angolanischen Busch. Kantel, der die Unita-kontrollierten Gebiete des Landes jedes Mal als „Freies Angola“ bezeichnet, beschränkt seine Arbeit offensichtlich nicht auf humanitäre Hilfe; in seinem Troß hatte er zwei Bundestagsabgeordnete und mehrere Journalisten nach Angola mitgebracht. Kaum war Anne-Liese Augustin, CDU-Abgeordnete aus Kassel, eingetroffen, präsentierte sie dem Unita- Führer auch schon ein Stück Berliner Mauer — „echt“, wie sie versicherte — und erklärte: „Wir hoffen, daß Dr. Savimbi bald Präsident ganz Angolas sein wird.“

Konrad Weiß, ostdeutscher Abgeordneter des Bündnis 90, war als Pilger der „guten Sache“ in Sandalen in den Busch gereist. Auf den Wellen der „Stimme des Schwarzen Hahns“, des Rebellensenders mit einer Reichweite bis nach Luanda, sprach er zu den ehemaligen Stasi-Agenten, die angeblich noch im Dienste des Regimes von Jose Eduardo Dos Santos stehen sollen. Insgesamt sollen 500 Deutsche hauptsächlich in den militärischen Nachrichtendiensten und im Kommunikationssektor tätig sein. Weiß rief sie zum Desertieren auf; sie sollten sich den deutschen konsularischen Behörden stellen. Er versprach ihnen freies Geleit durch die militärischen Linien der Unita.

Aber keiner der Besucher schien vom Unita-Chef so fasziniert zu sein wie die legendäre Schwester Maria Engelbert, geborene Agnes Eibl. Das jetzt 62jährige Mitglied der bayerischen „Bronner Schwestern“ wurde 1984 in der Nähe des angolanischen Ganda von Unita- Rebellen entführt und in einer neunwöchigen Reise zu Fuß und per Lastwagen nach Jamba gebracht. Hier arbeitet sie als Krankenschwester im örtlichen Hospital.

Dennoch, „Hilfe in Not“ hat auf humanitärem Gebiet einiges geleistet. Denn als vergangenes Jahr der Süden Angolas von Dürre heimgesucht wurde, war die Bonner Organisation die einzige, die Nahrungsmittelhilfe in die „befreiten Gebiete“ der Unita brachte. 2.500 Tonnen Mais will „Hilfe in Not“ den Menschen um den Unita-Stützpunkt Mucuso im November und Dezember geliefert haben, den die MPLA-Luftwaffe damals bombardierte.

Die Anschuldigungen Luandas gegen „Hilfe in Not“ und das Internationale Rote Kreuz, sie hätten den Unita-Rebellen neben Lebensmitteln auch Waffen geliefert, nannte Kantel „skandalös“. Und er rief einen wahren Begeisterungssturm der 3.000 Kongreßdelegierten hervor, als er erklärte, seine Organisation werde bald 5.000 weitere Tonnen Lebensmittel liefern, „eine Spende der deutschen Regierung“. François Misser