Irak versteckte einen Teil seiner Uranvorräte

Berlin (ap/taz) — Irak hat einen Teil seines hochangereicherten Urans der Bombardierung durch die alliierten Luftangriffe im Golfkrieg entziehen können. Berichte der Washington Post (taz 2.5.), die aus einem jetzt vier Tage alten Brief der Irakis an die Internationale Atomenergiebehörde (IAEO) zitiert hatten, wurden gestern bestätigt. Darin heißt es, ein Teil des radioaktiven Materials sei unter den Trümmern von zwei zerstörten Atomreaktoren begraben. Ein anderer Teil hochangereicherten Urans sei dagegen noch vor den Angriffen beiseitegeschafft worden. Weiter erklärt die Regierung in Bagdad, daß die Alliierten 18 von 24 Atomanlagen zerstört hätten. Der Sprecher der IAEO, Hans Meyer, bewertete den irakischen Bericht gegenüber der taz als „sehr genau und sehr kooperativ“. Weitere Auskünfte „darf ich nicht geben“.

Der kompletten Liste des Atommaterials, die 'ap‘ am Mittwoch vorlag, ist zu entnehmen, daß 13 Kilogramm hochangereichertes Uran bei den Angriffen begraben wurden. Zwölf Kilo sollen an einem geheimen Ort unweit des Atomforschungszentrums Tuwaitha rund 30 Kilometer südöstlich von Bagdad gelagert sein.

Irak macht die Preisgabe der Lagerstätte vom Verzicht auf weitere Luftangriffe gegen seine Atomanlagen abhängig. In dem Bericht an die IAEA führt die irakische Führung weiter aus, daß etwa 1,72 Tonnen des von Italien gelieferten, sehr gering angereicherten Uran innerhalb der Atomanlage Tuwaitha umgelagert worden sei, um es vor alliierten Angriffen zu schützen. Nahezu zwei Tonnen Natururan seien dagegen unter den Trümmern des Komplexes begraben und verursachten eine „radioaktive Verseuchung der Gegend“. Von Natururan geht aber keine sehr hohe Strahlung aus. Außerdem sollen in Tuwaitha Entwicklungslaboratorien und Entsorgungseinrichtungen zerstört worden sein.

Den irakischen Angaben zufolge sind nur drei der 24 Atomanlagen des Landes von den alliierten Luftangriffen verschont geblieben, drei weitere beschädigt, der Rest zerstört. Die IAEO wußte bis zum Golfkrieg nur von vier Anlagen in Tuwaitha, allerdings seien Natururan-Anlagen nie inspiziert worden. Nach den Inspektionen lagerten im November 1990 im Irak 39 auf 93 Prozent Uran 235 angereicherte Brennelemente mit geschätzten 9,5 Kilo des Stoffs sowie acht bis neun Kilo 80 Prozent angereichertes Uran. ten