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Johannes Paul II.: Markt allein macht nicht selig

■ Päpstliche Sozialenzyklika kritisiert kapitalistische Exzesse

Rom (dpa/taz) — Triumphierend und warnend zugleich ist der neue moralische Fingerzeig aus Rom, mit dem der Papst zur veränderten Weltlage nach dem Zusammenbruch der sozialistischen Regimes Stellung nimmt. „Centesimus Annus“ (100. Jahrestag), so der Titel der gestern veröffentlichten päpstlichen Enzyklika, schlägt den Bogen von der Überwindung des Bösen im Ostblock zu der Warnung vor der Gefahr einer „Vergötzung des Marktes“. Zwar sei das Jahr 1989 mit der Überwindung des Kommunismus ohne „grenzenloses Vertrauen in Gott, den Herrn der Geschichte“, nicht möglich gewesen, so Johannes Paul II., doch das Modell des Kapitalismus westlicher Prägung sei nicht allein seeligmachend. Nach dem Zusammenbruch der Diktaturen im Osten besteht nach Ansicht des Papstes nun die Gefahr, daß sich Haß entladen und zu „ernsten Konflikten und Trauer“ führen könne. Massenarmut, Ausbeutung und Rechtlosigkeit bestünden weiter in vielen Teilen der Welt, und gerade in den westlichen Gesellschaften sei ein „Verlust des Lebenssinns“ zu beklagen, so der Papst. Eine „radikale kapitalistische Ideologie“, gerade in den Ländern der Dritten Welt, könne das Elend nicht beseitigen.

Exakt hundert Jahre nach Veröffentlichung der ersten Sozialenzyklika „Rerum novarum“, in der sich Leo XIII. kritisch mit den Anfängen der marxistischen Arbeiterbewegung auseinandersetzte, weist der katholische Oberhirte seine Schäfchen an, sich nicht dem „Konsumismus“ hinzugeben. Zu dem Phänomen der gefährlichen Konsumgesellschaft zählt er auch die Neigung, „Partner und Kinder als eines der vielen Dinge anzusehen, die man, je nach eigenem Geschmack, haben oder nicht haben kann“. DOKUMENTATION SEITE 8

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