Frauen-Nacht-Bus fährt stotternd an

■ Der abgewählte Frauen-Asta kaufte von Asta-Geldern VW-Bus als Nacht-Taxi

Der lilafarbener Frauen-NachtBus der „Fahrenden Furien“ ist in der Walpurgisnacht, der Nacht auf den 1. Mai, auf erste Fahrt durch Bremen gegangen. „Anstrengend“ fand Chauffeurin Anjas Reimers das, denn nur wenig Passagierinnen telefonierten den VW-Bus an, um sich durch die bedrohliche Nacht fahren zu lassen. Bis vier Uhr morgens war Anja Reimers unterwegs, lange Zeit einziger Gast: eine Reporterin von Radio Bremen. Schließlich steuerte sie gezielt Die Macht der Nacht in der Uni und eine Frauenfete im Buntentor an, wo sie die anwesenden Frauen auf ihren Nacht-Taxi-Service aufmerksam machte und so doch noch zu etwas Kundschaft kam.

Als der Service, Frauen bei Dunkelheit eine angstfreie und preiswerte Beförderungsmöglichkeit von Haus zu Haus zu bieten, zum ersten Mal im rot-grünen Bielefeld angeboten wurde, fanden sich begeisterte Mitfahrerinnen. Warum nicht in Bremen? Die Initiatorinnen des Bremer Projekts stehen unter großem Druck und haben keine Zeit für eine medienwirksame Werbekampagne. Unter ihnen sind Frauen aus dem abgewählten Frauenasta, so die ehemalige feministische Asta-Vorsitzende Sieglinde Gränzer. Sie steckt in der Bredouille und sagt über ihre Motivation: „Wir wollen das Projekt zum Laufen bringen und damit den neuen Asta unter Legitimationszwang setzen, damit er uns den Bus nicht so einfach wieder wegnehmen kann. Uns liegt daran, daß der Frauen-Asta auch etwas hervorgebracht hat. Das Jahr Frauen-Asta soll nicht umsonst gewesen sein.“

Der Frauen-Asta hatte das Projekt „Nachtbus“ noch während seiner Amtszeit beschlossen und auch Haushaltsmittel dafür reserviert. Doch verwirklicht hatten die Frauen ihre Idee nicht, ihre Amtsperiode war durch ständiges Gestreite mit den politischen GegnerInnen des „Männerhasserinnen-Astas“ gezeichnet gewesen. Als am letzten Studientag vor Weihnachten die Neuwahl des Astas drohte, überwiesen die Frauen-Asta-Frauen noch schnell 16.800 Mark für den gebrauchten Bulli.

Der neue Asta fordert die Herausgabe des Busses. Finanzreferentin Anja Mische: „Wir wehren uns dagegen, als die Chauvi- Schweine hingestellt zu werden. Es ist nie etwas dagegen gesagt worden, daß der Bus hier fährt. Aber das ist ein Asta-Bus. Der Bus, die Kfz-Steuer und die Kfz- Versicherung wurden mit Asta- Geldern bezahlt. Der Bus hätte an uns übergeben werden müssen.“ Gegen die ehemalige Vorsitzende des Frauen-Astas, Sieglinde Gränzer, hat der Nachfolge-Asta ein Verfahren wegen Veruntreuung angestrengt. Sieglinde Gränzer: „Das ist lächerlich. Ich habe noch nicht mal einen Führerschein.“

Heute, Samstag nacht, ist der lila Bus wieder ab 22 Uhr im Stadtgebiet unterwegs. Wer mitfahren will, muß die Anrufbeantworterin im Asta-Frauenreferats antelefonieren: Tel 218-2515. Die Chauffeurin erfährt über Fernabfrage die Adressen. Demnächst soll ein Auto-Telefon installiert werden. Wer bei den „Fahrenden Furien“ freitags oder samstags einsteigen will, sollte sich beeilen, denn der neue Asta pocht auf Herausgabe des Asta- Busses. Mit Gewalt wolle man sich des Busses aber nicht bemächtigen, versicherte gegenüber der taz die neue Asta-Finanzreferentin. Barbara Debus