Zwei sind besser als eine

■ Die schwedische Kriminalautorin Maj Sjöwall kam zum Auftakt der Criminale

Wie gut, daß Maj Sjöwall den Tomas Ross aus Holland getroffen hat. Wer weiß, ob wir sonst jemals noch einen neuen Krimi von ihr mit ins Bett hätten nehmen können. Sie trafen sich vor einigen Jahren zum Interview, und ein kriminalistischer Funke sprang über. Denn eigentlich wollte sie keinen Kriminalroman mehr schreiben, nach zehn weltberühmten, sozialkritischen Thrillern in zehn Jahren Zusammenarbeit mit Per Wahlöö. Kommissar Martin Beck, der bullige Kollege Gunnar Larsson und andere scharf beobachtete Persönlichkeiten, bissige Kritik am sozialdemokratischen Musterland Schweden, eingestreut zwischen rasend spannende Aktion-Szenen, machten Millionen von LeserInnen süchtig.

Am Donnerstag abend stellte Maj Sjöwall in der Stadtbibliothek Neustadt ihren neuen Kriminalroman Eine Frau wie Greta Garbo vor. Die Veranstaltung war der Auftakt der Criminale, des ungefähr siebten Treffens deutschsprachiger KriminalautorInnen, vereinigt in einer Vereinigung namens Syndikat. Es war voll.

Wer zu zweit schreibt, ist weniger einsam. Und zwei Köpfe haben mehr Ideen als einer, so Maj Sjöwall über die Schreibsymbiose: die Erpressungs-Story, das Intrigen-Gespinst des neuen Kri

„Früher waren die Verhältnisse durchschaubarer.“ Maj Sjöwall, KriminalautorinFoto: P. Peitsch

minalromans haben die beiden Co-AutorInnen zusammen entwickelt. Sjöwall hat dann auf schwedisch in Schweden und Ross hat auf Holländisch in Holland die abgeschlossene Kapitel geschrieben. Fassungen in vorläufiger Rohübersetzung wurden ausgetauscht und nach Überarbeitung zurückgetauscht. Unverzichtbar dabei: ÜbersetzerInnen und — Telefax. „Das war ein langer Prozeß“, sagt Maj Sjöwall, „es hat Jahre gedauert“. Inzwischen geübt, verspricht sie das nächste Produkt bereits für nächstes Jahr.

Die Sjöwall/Wahlöö-Krimis sind Kinder ihrer Zeit. „Eine unruhige Zeit“, erinnert sich Maj Sjöwall, „Studentenunruhen, die Vietnamdemonstrationen — die Gesellschaftskritik war unsere Intention. Damals erschien mir alles deutlicher, einfacher. Es war immer schwer, Kritik in einem Unterhaltungsroman anzubringen. Aber heute sind die Mißstände undeutlicher geworden, und es ist auch langweiliger, darüber zu schreiben. Gesellschaftskritik müßte sich literarisch heute auf einen kleinen, lokalen Bereich beschränken.“

„Wie haben Sie sich gefühlt, als Olof Palme erschossen wurde“, fragt ein Zuhörer, darauf anspielend, daß der Mord des Regierungschefs von den Krimi-Autoren Sjöwall/Wahlöö bereits zehn Jahre zuvor in „Terroristen“ vorweggenommen worden war. „Ich habe mich gefühlt wie alle anderen, mit dem Unterschied, daß ich eine Menge Fragen beantworten mußte, ob ich mich schuldig fühlte.“ Übrigens sei auch die Idee mit der Garbo gekommen, bevor sie starb. „Auch das war wahrscheinlich mein Fehler“, lacht die Sjöwall. Beate Ramm