Scheiße in der Küche...

■ ...kann bald für viele Bremer Häuser zum Problem werden

Mischwasser '90 heißt das Programm, mit dem bis zur Jahrtausendwende endlich verhindert werden soll, daß Bremens Kloake bei heftigem Wolkenbruch regelmäßig in die Weser und seine kleinen Zuflüsse überläuft. Doch was den Ökologen hoch erfreut, könnte demnächst tausenden Bremer HausbesitzerInnen die Zornesröte ins Gesicht treiben. Denn ein Teil des Kloakendrucks, der bislang in die Flüsse abgeleitet wurde, wird künftig manche Küche und manches Bad im typischen Souterrain der Bremer Häuser unter Abwasser setzen. Einzige Abhilfe: der nachträgliche Einbau einer 2.000 bis 5.000 Mark teuren Hebeanlage oder eines rund 3.000 Mark teuren Rückstaudoppelverschlusses.

Die schlechte Nachricht soll jedoch erst nach der Wahl verbreitet werden. Denn wer weiß, ob manchem Hausbesitzer sonst nicht das Wahlkreuzchen um eine Zeile verrutschen könnte. So bestätigte Dieter Voigt, Leiter des Amtes für Stadtentwässerung und Abfallwirtschaft (ASS), denn auf Anfrage auch nur, daß sich der Abwasserstand in einigen Stadtteilen senken, in anderen dafür erhöhen wird. Wo genau — „das kann man nicht vorhersagen“, sagte Voigt.

Mit bereits vorhandenen großen neuen Rückhaltebecken an der Müllverbrennungsanlage und dem Bau dezentraler Zwischenspeicher — wie zum Beispiel unter dem Stern — soll die Speicherkapazität des Bremer Kanalsystems soweit erhöht werden, daß auch bei starkem Regen alles Abwasser in die Kläranlage nach Seehausen fließen kann. Mit Hilfe moderner elektronischer Steuerung soll zudem der maximale Abwasserpegel möglichst in allen Stadtteilen bis auf wenige Zentimeter unter der Straßenoberfläche erhöht werden — mit der bekannten unangenehmen Folge in tieferliegenden Abflüssen, in Klos und in den Waschbecken.

„Jeder Hausbesitzer ist sowieso gesetzlich verpflichtet, für eine ausreichende Rückstausicherung zu sorgen“, weist ASS- Chef Voigt die Verantwortung für möglichen Abwasser-Einlauf in Bremer Küchen von sich. Doch Klempner gehen davon aus, daß zumindest „in der halben Neustadt, in großen Teilen Schwachhausens, Finorffs und des Viertels“ bisher keinerlei Schutz vor der Kloake installiert ist.

Ase