Dreifacher Frauenmörder stellte sich

■ Täter hatte die Morde 1990 in einem Abschiedsbrief „angedeutet“ / Gewissensdruck zu groß

Drei Frauen hat der 28jährige Tischler Gerhard Sch. aus Bremen-Nord zwischen Weihnachten 1987 und Januar 1989 ermordet. Am Donnerstag Morgen stellte er sich über seinen Anwalt der Polizei. Sch. hatte sich nach Angaben von Staatsanwalt Frank Repmann zu dem Geständnis entschlossen, weil er den Gewissensdruck in Alpträumen nicht mehr ausgehalten habe.

Bei der polizeilichen Vernehmung gestand Sch. zunächst nur eine Tat. Am 21.12.1987 hatte er die 30jährige Prostituierte Waltraut W. in ihrer Arbeitsstelle in der Schillerstraße mit einem Messer erstochen. Im Laufe des Geständnisses erwähnte der Täter jedoch Details aus einem zweiten Mord, der nur wenige Tage später, am 12. Januar 1988, an der Prostituierten Heidemarie D. (27), verübt worden war. Sch. hatte die Wohnung seines ersten Opfers mit der seines zweiten Opfers verwechselt. Auf Befragen der Polizei gestand Sch. zuletzt auch noch den Mord an der 30jährigen Protituierten Petra R. am 13.1.1989.

„Durch die vielen Details, die der Täter gegeben hat, sind wir sicher, daß das Geständnis echt ist“, erklärte Staatsanwalt Repmann gestern vor JournalistInnen. Sch. habe als Tatmotiv jeweils Geldnot angegeben. Er habe sich mit dem erbeuteten Geld das Verhältnis zu seiner damaligen Freundin sichern wollen.

Die Anklage lautet auf Mord, weil der Täter vorsätzlich gehandelt habe und in zwei Fällen sogar die Tatwaffe mit in die Wohnungen der Frauen gebracht habe. Die drei Opfer sind auffallend brutal niedergestochen oder erschlagen worden. Nach seinen Taten durchsuchte Sch. jeweils die Wohnungen der Frauen und klaute die Tageseinnahmen, Beträge in Höhe von mehreren hundert Mark. Sch. ist nach eigenen Angaben seit seinem 15. Lebensjahr alkoholabhängig. Der Staatsanwalt betonte aber: „Der Täter hat nicht unter Alkoholeinfluß gestanden, als er seine Taten plante, sondern hat getrunken, um Mut für seine Morde zu sammeln.“

Offensichtlich hat Sch. im Laufe einer Alkoholtherapie im letzten Jahr die Morde bereits gestanden. Nach Angaben der Polizei existiert ein Abschiedsbrief, in dem sich der Täter selbst belastet. Der damalige Therapeut hat diesem Geständnis keinen Glauben geschenkt, so daß Sch. weiter unauffällig blieb. „Wir haben in dieser Beziehung Schwierigkeiten, mit den entsprechenden Stellen zusammenzuarbeiten“, erklärte der zuständige Hauptkommissar Uwe Graubohn gestern. Er warf dem Therapeuten vor, sich nicht bei der Polizei gemeldet zu haben.

Trotz aufwendiger Fahndungsversuche war die Suche nach dem Prostituiertenmörder vier Jahre ergebnislos verlaufen. Nach dem dritten Mord hatte die Polizei sogar Kleidungsstücke und Tatgegenstände in einem Schaufenster in Bremen-Nord ausgestellt und die Bevölkerung um Mithilfe gebeten. Mit versteckter Kamera fotografierte die Polizei damals alle Passanten, die vor dem Schaufenster stehengeblieben waren und überprüfte sie. Ohne Erfolg. „Der Mann hat einfach Glück gehabt“, erklärte Staatsanwalt Repmann auf die Frage, warum die Polizei die Morde nie hat aufklären können. Markus Daschner