Ein Chef für Radio 100

■ Neue Radio 100 GmbH will Redakteure von DT 64 holen / »Klarer Bruch« mit alten Strukturen/ Programm- und Personalhoheit für Chefredakteur

Berlin. Die Neue Radio 100 GmbH will sich aus der Mitarbeiterschaft des Jugendradios DT 64 mit zehn bis zwölf Redakteuren versorgen. Es gebe bereits »sehr intensive Kontakte« zu Mitarbeitern des Ostberliner Senders, sagte Joachim Schulte von der Neuen Radio 100 GmbH, die sich neben anderen um die Frequenz des kürzlich in Konkurs gegangenen alten Radio 100 beworben hat. Schulte und Werner Voigt, die beide vom alten Radio 100 kommen, kündigten einen »klaren Bruch« mit den Organisations- und Gesellschafterstrukturen des Vorgängersenders an. Anders als früher soll ein Chefredakteur die gesamte Programm- und Personalhoheit innehaben. Das Hauptgewicht des Radioprogramms wolle man auf »umfassende und reflektierte Information« legen, erklärten sie auf einer Pressekonferenz.

Als Hauptgeldgeber fungiert nach wie vor die Mediengruppe Schmidt und Partner (MSP), die 2,2 Millionen Mark als stille Einlage einbringen will. Trotz ihrer Rolle als Geldgeber sei auch MSP »überstimmbar«, betonten die Gesellschafter. MSP-Chef Erik Weihönig sah darin gestern kein Problem. Es sei »wahrscheinlich«, daß eine Sanierung des Senders gelingen werde.

Voigt bedauerte den Ausstieg des Ostberliner Basisdruck-Verlags, für den nun — wie berichtet — die Ostberliner Firma Linksdruck als Gesellschafter gewonnen wurde. Zwischen Basisdruck und Schmidt & Partner habe es »gewisse Konkurrenzüberschneidungen« gegeben, weil beide Firmen eine Wochenzeitung und ähnliche Buchprogramme verlegten, erläuterte Christoph Links.

Anders als ursprünglich diskutiert wird nun auch der sogenannte »Promi-Verein«, dem neben bekannten Künstlern auch einige Politiker von AL und Bündnis 90 angehören, nicht als Gesellschafter einsteigen. Man wolle auf diese Weise »ein Stück weit« die Politikferne des Senders »demonstrieren«, sagte die AL-Abgeordnete Renate Künast gestern: »Wir sind ja diejenigen, die in diesem Sender hin und wieder zu kritisieren sind.« hmt