Männer bestimmen, Frauen gehen

■ Studie über Situation von weiblichen Mitgliedern in Sportvereinen

Auch der Landessportbund Brenen (LSB) hat die Frauen entdeckt. Der Grund: Nachweislich verlassen vor allem weibliche Jugendliche die Sportvereine. Sie wenden sich verstärkt Anbietern außerhalb der Vereine wie Sportsudios und Fitnesscentern zu. In den Vereinen fühlen sie sich mit ihren speziellen Bewegungsbedürfnissen nicht gut aufgehoben, dann da bestimmen nach wie vor die Männer, was „richtiger“ Sport ist.

Die Bremer Sozialwissenschaftlerin und Langstreckenläuferin Annette Ruhig hat ein Jahr lang die Situation von Frauen und Mädchen in Sportvereinen und Verbänden des Landes Bremen erforscht. Auszüge aus ihrer Studie veröffentlichte das LSB-Verbandsblatt „Bremer Sport“ in seiner Aprilnummer. Danach suchen Frauen im Sport eher Bewegungsformen ohne Stress und Wettkampfdruck. Sie wollen sich entspannen und wieder fit machen für den Alltag. Vielfach gewünscht werden offene Gruppen mit Männern und Frauen, in denen locker und ohne Konkurrenzdruck Sport betrieben wird. Die Interessen der Männer liegen da offensichtlich anders: Ruhig weist nach, daß die männlichen Sportaktivisten hauptsächlich Sportarten betreiben, die einen Leistungsvergleich ermöglichen. Lediglich beim Tanzen, Ski, Volleyball, Turnen, Rollsport und Reiten gibt es genausoviele oder sogar mehr weibliche Aktive.

Während Frauen traditionell als Übungsleiterinnen im Breitensport noch recht stark vertreten sind, lichten sich die Reihen auf der Funktionärsebene. Nur 20 Prozent aller Vorstandsmitglieder in Sportvereinen des Landes Bremen sind Frauen. Der Anteil der weiblichen Vereinsvorsitzenden liegt bei vier Prozent (in der Regel Kleinvereine).

Die Begründung dafür liefert Annette Ruhig mit Zitaten von Frauenwartinnen: „Wenn man versuchen würde, mich für das Amt des Vorsitzenden zu gewinnen, würde ich nicht annehmen, weil da viele Verbindungen und Kontakte zu Personen in der Öffentlichkeit nötig sind, die ich nicht habe.“ Und: „In Vereinsvorständen arbeiten so wenige Frauen mit, weil viele nicht den Mut haben, sich gegen ihre Männer zu stellen.“

Nach Meinung von Ruhig sind für Frauen, neben beruflichen und familiären Belastungen, die Anreize für ein Engagement im Verein nicht attraktiv genug. Die Rahmenbedingungen ehrenamtlicher Arbeit seien vorwiegend an der Lebenswelt berufstätiger Männer orientiert. Als Konsequenz aus ihrer Untersuchung fordert sie gezielte Maßnahmen der Vereine zur Förderung des Mädchen- und Frauensportes, inklusive einer entsprechenden finanziellen Ausstattung.

Die Studie ist zur Zeit vergriffen, wird aber vom Landessportbund wieder aufgelegt.

asp