„Ein Primitiver“

■ Die taz sprach mit dem US-Autor Hubert Selby

taz: Mr.Selby, Ihre Sprache ist sehr wandlungsfähig. Ist es allein ihre eigene Sprache?

Hubert Selby:Ich benutze die Sprache derjenigen, über die ich schreibe. Ich mußte hart lernen, wie man zuhört. Danach muß man Einschränkungen vornehmen können. Gesprochene Sprache muß geformt werden, das ist viel Arbeit, manchmal für Jahre.

Und wie entscheiden Sie sich, ob sie narrativ, dialogisch oder in einer anderen Form schreiben?

Ich versuche, der Geschichte gerecht zu werden. Ich bemühe mich, die Verantwortlichkeit und Bedürfnisse einer Story zu verstehen, um sie dann in die richtige Form zu bringen. Das Paradoxon beim Schreiben ist, daß es nichts nützt, wenn ich mich hinter Worten und Phrasen verstecke, die niemand versteht und ich dann sage: Das ist Euer Problem, nicht meines. Also versuche ich, klar und verständlich zu bleiben, das ist eben meine Verantwortung.

Werden Sie daheim in der Literatur-Szene akzeptiert?

Andere Autoren tun das, aber nicht die akademische Welt. Ich erfülle wohl deren Definition eines Schriftstellers nicht, bin denen zu real, zu lebendig. Ich biete ihnen keine Plattform, um sich selbst als fürchterlich intelligent darzustellen. Ich werde als Primitiver angesehen.

Sie haben sich als Angestellter, als Tankwart durchgeschlagen, dann kam 25 Jahre nach der Veröffentlichung der Film zu „Last Exit..“. Welchen Wert hatte das für ihre Arbeit?

Es brachte ein paar Dollars. Und es war wichtig für mich, nach all den Jahren meine Geschichte in den Straßen des Films wieder lebendig zu sehen. Immerhin werde ich seitdem mehr gelesen. Für meine Zukunft als Autor war es nicht so wichtig. Wissen Sie, die Ärzte sagen ständig, daß ich bald sterben werde, aber ich bin noch da. Viellicht kann ich gar nicht sterben, ich habe da eine Stärke, immer weiter machen zu müssen. Keine Ahnung, wo die herkommt. Fragen: J.F.