Zahlt Stadt neues Grunau-Geschäft?

■ Bremen will Grunau Millionen schenken und eine neue Halle bauen

Zwischen den Zeilen und ein wenig verhalten haben Wirtschafts- und Arbeitsressort der Bremer Landesregierung am Wochenende eingeräumt, daß die Wirtschaftsförderung auf dem AG Weser-Gelände eine große Pleite war. Arbeitssenator Wedemeier kündigte an, daß er bisher den Auskünften der Unternehmer über geschaffene Arbeitsplätze schlicht „vertraut“ habe. Nach der taz-Veröffentlichung über die Grunau-Gruppe hält er es bei Subventionierungen in Zukunft für „notwendig, daß die regelmäßigen Arbeitsplatzangaben auf Verlangen durch Sozialversicherungsnachweise“ und sogar durch Bilanzunterlagen „belegt“ werden.

Ob bei zukünftigen Subventionen im Hafenbereich auch zur Bedingung gemacht wird, daß Industrie-Arbeitsplätze geschaffen werden, ließ Wedemeier offen. Martin Grunau kann die zugesagten Arbeitsplätze für die Millionen an Subventionen, die er seit 1983 erhalten hat, damit nachweisen, daß er seine Firmen in Großenkneten und in der „DDR“ vom Bremer seeschifftiefen Wasser aus verwaltet. In den billig angekauften Hallen der alten AG Weser sind derweil kaum Grunau- Arbeiter zu sehen.

Der Staatsrat im Wirtschaftsressort, Frank Haller, hat bestätigt, daß über einen „Grundstückstausch“ mit Grunau verhandelt wird, um die von ihm gehaltene Fläche von 150.000 Quadratmetern „deutlich“ zu verringern. Grunau soll auf den bisher gepachteten Flächen eine neue Halle für seine Industrieanstrich- Arbeiten bauen lassen. In der Stahlbauhalle verstößt er seit Jahren gegen Umweltschutz-Bestimmungen. Erst am Freitag war der Gewerbeaufsichts-Vertreter von seinem 15ten vergeblichen Grunau-Besuch zurückgekehrt und hatte eine erneute Frist mit Bußgeld-Androhung gesetzt.

Die zweitePleite der AG Weser Wirtschaftsförderung am

Beispiel Grunau —

ein Millionenbluff

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taz-Bremen, Dobben 123 Für die neue Halle, die Grunau erklärtermaßen nicht von eigenem Geld bauen will, solle er den „fälligen Wertausgleich“ investieren, erklärte Haller. Wieviel „Wertausgleich“ die Stadt an Grunau zahlen muß, damit der auf günstige gekaufte alte Hallen und angemietete Flächen wieder verzichtet, wird Haller möglicherweise den Parlamentariern des Wirtschaftsförderungs-Ausschusses verraten, der heute tagt.

Grunau wird deutlich mehr bekommen als die 10 Millionen für seine neue Halle. Ein Blick in den Kaufvertrag der Stahlbauhalle zeigt: Diese Immobilie, deren Kaufpreis Bremen 1988 mit 1,5 Millionen festsetzte, konnte Grunau mit 5,6 Millionen Bank-Krediten belasten. Daß er dieses Geld zurückzahlen kann, dürfte ausgeschlossen sein. Die Stadtgemeinde Bremen wird das Grundstück also mit Grundschuld zurücknehmen müssen.

Der Unternehmer Martin Grunau hat bisher mit der Stadt derart gute Erfahrungen gemacht, daß er mit einer 30-Millionen-Forderung in die Verhandlung gegangen ist. K.W.