Diagnose für oberes Erzgebirge: Toter Wald

■ Umweltschützer berieten „Therapiemöglichkeiten“ für das katastrophalste Waldsterbensgebiet Europas

Marienberg. Über ein Drittel des Waldbestandes im oberen Erzgebirge ist tot, der Erzgebirgskamm ein Geisterwald, die restlichen Bäume ringen nach Ansicht von Umweltexperten in einem aussichtslosen Kampf um's Überleben, wenn nicht schnellstens Maßnahmen in dieser Region greifen. Das Gebiet entlang der sächsisch-tschechoslowakischen Grenze gilt als das katastrophalste Waldsterbensgebiet Deutschlands.

Über eine mögliche „Therapie“ für das obere Erzgebirge berieten am Wochenende in Seiffen Kommunalpolitiker, Vertreter des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschlands, Wissenschaftler aus alten und neuen Bundesländern sowie Mitglieder von Umweltgruppen aus der CSFR.

Neben der notwendigen drastischen Verringerung der Luftverunreinigungen durch die nordböhmische und sächsische Industrie seien nach Ansicht der unterschiedlichen Fraktionen des Kreistages Marienberg schon heute Konzepte zur Beseitigung der Schäden an Wald, Boden, Wasser und der ganzen Landschaft notwendig. Eile sei geboten, denn entsprechend der ökologischen Situation brauche der Wald viele Jahrzehnte, um sich zu regenerieren.

Kommunen und sonstige Planungsträger sehen sich dabei vor eine fast unlösbare Aufgabe gestellt: „Auf der einen Seite sind handfeste Vorschläge für die Entwicklung der Städte und Gemeinden, der Landwirtschaft und des Fremdenverkehrs zu unterbreiten — andererseits sind die Probleme der Waldsanierung und des Trinkwasserschutzes zu berücksichtigen“, verlautete aus dem Landratsamt Marienberg. Allein die Kosten für den Landschafts- und Naturschutz, der im oberen Erzgebirge aufgrund des katastrophalen Waldzustandes Priorität habe, übersteigen das "Vermögen" der Region.

Ein Lösungsbeginn könne nach Ansicht der Teilnehmer des Kolloquiums nur in einem ökologisch ausgerichteten Sanierungskonzept liegen, das eine umweltschonende Entwicklung des Lebensraumes oberes Erzgebirge einschließt. Mit einem solchen Konzept könnte von der Region auch Beispielwirkung für andere deutsche Waldschadensgebiete ausgehen. adn