Keine Tacho-Teststrecke-betr.: "Streetlife: Schönhauser Allee", taz vom 17.4.91

Betr.: »Streetlife: Schönhauser Allee«,

taz vom 17.4.91

»Erst 1822 wurde die Straße zu einer gepflasterten Chaussee und dabei blieb es auch. Kein Bürgermeister der Stadt schaffte es jemals, diese wichtige Verkehrsstraße teeren zu lassen.«

Die Schönhauser Alle, eine historische Straße, wie gut, daß ihr das Straßenpflaster erhalten geblieben ist. Wie sehr verändert es das historische Ortsbild, wenn rücksichtslos drauflos gebaut wird, wenn Straßen zu Schnellverkehrswegen werden und damit den Charakter von öffentlichem Lebensraum verlieren, noch bevor wir sie entdeckt haben. Prägen nicht Kneipen, Bars und Geschäfte die Straße? Schönhauser Allee — noch keine Autobahnstraße auf der die Tachos getestet werden.

Was ist erhaltenswerte kulturelle Bausubstanz in unserer natürlichen und gebauten Umwelt? Gehört Pflaster bereits zu dem, was wir wiederentdeckt haben? Nicht nur aus Gründen der Schönheit und weil es nicht so eintönig zu sein scheint wie Asphalt.

Asphalt nimmt dem Boden auch noch die letzte Chance zum Atmen, durch die schmalen Lücken zwischen den Steinen allerdings dringt doch noch ein wenig Luft. Vielleicht gibt es für diese Straße die Chance, das Pflaster zu bewahren, ehemals könnte es in der Not erfunden worden sein, um nicht bei Regen im Morast zu versinken, vielleicht ein Meilenstein der Entwicklung, der schützenswert ist. A.Simon, Wittenberge