Ping und Pong

■ Jörgen Persson aus Schweden wurde im japanischen Chiba Einzelweltmeister im Tischtennis

Chiba (taz) — „Meine Spieler sind immer sehr stark im Finale“, sagte Schwedens Team-Coach Anders Thunstrom, „das ist der Unterschied zwischen gewinnen und verlieren.“ Im Nippon Convention Center von Chiba City waren Jan- Ove Waldner und Jörgen Persson zwar auch sehr stark, aber gewinnen konnte im Finale nur einer. Am Ende war es Persson, der mit 21:19, 21:18, 21:18 in einem glanzlosen Endspiel die Oberhand behielt, Waldner als Weltmeister ablöste und die dritte Goldmedaille für Schweden nach dem Herren- Doppel Karlsson/von Scheele und dem Mannschaftstitel einheimste. Damit erfüllten die nordischen Zelluloid-Virtuosen brav die Forderung, die Thunstrom vor der WM kategorisch erhoben hatte: „Jetzt zählen keine Niederlagen wie beim Nationscup in München oder in der Europaliga gegen Deutschland. In Chiba City werden die Weltmeistertitel vergeben, und die sollen an uns gehen, darauf war die gesamte Vorbereitung ausgerichtet.“

Am Ende war die Welt aber auch aus chinesischer Sicht wieder in Ordnung. Nach der Niederlage der Frauen gegen das gemeinsame Korea und dem Absturz des Männerteams auf Rang sieben, als, wie DTTB-Präsident Hans-Wilhelm Gäb meinte, „das von den Asiaten durchgesetzte neue Spielsystem auf sie selbst zurückschlug“, beherrschte eisiges Schweigen das Lager von Teamcoach Xu Enting. Zum Abschluß der WM, nach den Einzel- und Doppelwettbewerben, sah alles schon wieder viel freundlicher aus.

Insbesondere im Damen-Einzel gab es die nötige Genugtuung, wurde der Machtkampf mit Korea positiv entschieden und erfolgreich Revanche genommen. Die 18jährige Deng Yaping, behauptete sich souverän gegen die „Nord“-Koreanerin Li Bun Hui und anschließend sprudelte es nur so aus ihr heraus: „Dieser Titel war für China unheimlich wichtig. Ich habe meine Gegnerin distanziert, sie überhaupt nicht ins Spiel kommen lassen, bin immer gleich in den Angriff gegangen, und das war das richtige Rezept.“ Im Doppel waren die chinesischen Frauen am Ende unter sich und spielten in einer Art Landesmeisterschaft die Medaillenverteilung aus.

Eitel Sonnenschein aber auch bei Korea, jenem Team, das erstmals nach 1945 wieder gemeinsam bei einer hochkarätigen Sportveranstaltung startete, von Tausenden Fans begeistert angefeuert wurde, sich immer Händchen in Händchen zeigte und zu guter Letzt auch noch eine Familienzusammenführung präsentierte, als Kim Hui Jun, Sekretär des nordkoreanischen Tischtennisverbandes zum ersten Mal seine im Süden des Landes lebende ältere Schwester traf. Der Situation angepaßt waren auch die Kommentare nach den Medaillengewinnen, in denen stets die Bedeutung für die Wiedervereinigung des 70-Millionen-Volkes unterstrichen wurde.

Das geeinte Deutschland hatte verständlicherweise nur Akteure aus den alten Bundesländern in Chiba City am Start, die jahrelange Unterdrückung des Tischtennissports in der Ex-DDR und der damit verbundene rapide Leistungsabfall werden noch lange nachwirken. Die Medaillenträume des deutschen Teams gingen aber nicht in Erfüllung. Cheftrainerin Eva Jeler konstatierte zwar: „Ich glaube, daß wir zufrieden sein können. Die Herren-Mannschaft verbesserte sich um zwei Ränge auf Platz fünf, die Damen kamen mit dem dreizehnten Platz wieder in die erste Kategorie.“ Neben zwei Viertelfinalplätzen im Doppel (Roßkopf/ Fetzner) und im Mixed (Roßkopf/ Struse) war das aber auch schon das Hervorhebenswerte, sieht man einmal davon ab, daß Jörg Roßkopf das Pech hatte, schon im Achtelfinale auf den späteren Vizeweltmeister Waldner zu treffen und an einem weiteren Vordringen gehindert wurde.

Insgesamt war das Niveau der 41. Tischtennisweltmeisterschaften eher bescheiden. „Es gab nur wenig gute Spiele“, urteilte Steffen Fetzner. Und Teamkollege Roßkopf ergänzte: „Es fehlte die Vielfalt der Spieltypen.“ Gerhard Claar