Hilfsorganisationen: Hungersnot im Westen Sudans weitet sich aus

Berlin (taz) — Hilfsorganisationen im Sudan warnten am Wochenende, daß innerhalb der nächsten zehn Tage eine internationale Luftbrücke in die Provinz Darfur im Westen des Landes eingerichtet werden müsse, um einer dramatischen Ausweitung der dortigen Hungersnot entgegenzuwirken. Wie Mitarbeiter des UN- Nahrungsmittelprogrammes WFP in Khartum erklärten, benötige die Provinz 200.000 Tonnen Lebensmittel. Sie müßten vor dem Beginn der Regenzeit im Juni eintreffen, weil danach viele Straßen unpassierbar würden. Bis heute seien lediglich 8.000 Tonnen in der Stadt El-Obeid, 450 Kilometer südwestlich von Khartum und auf halbem Wege zwischen Khartum und Darfur, eingetroffen. Der Weitertransport auf Lastwagen nach Darfur sei noch schlecht organisiert, und die bisher transportierten Mengen würden bei weitem nicht ausreichen. Das Problem, so die Hilfsorganisationen laut einem Bericht des britischen 'Guardian‘, ist weniger mangelnde Hilfsbereitschaft als unzureichende Transportkapazitäten. Bis jetzt läuft die gesamte internationale Lebensmittelhilfe für den Norden Sudans über den Hafen Port Sudan am Roten Meer. Gegenwärtig lagern dort 100.000 Tonnen Lebensmittel; weitere 200.000 Tonnen werden diesen Monat erwartet. Erst 80.000 Tonnen haben bisher das Landesinnere erreicht, und die gegenwärtigen Transportkapazitäten liegen bei etwa 2.000 Tonnen pro Tag. Erschwert wird die Versorgung Darfurs durch politische Instabilität. Nomaden aus dem tschadisch-libyschen Grenzgebiet ziehen derzeit nach Süden, um neue Weideplätze zu suchen. Soldaten der sudanesischen Regierungsarmee versuchen, sie daran zu hindern. Mehrere Dörfer südlich der Provinzhauptstadt El-Fasher sollen bereits bei Kämpfen zerstört worden sein. D.J.