Zweikampf der Narzisse

Man möchte von der Wahrheit berührt werden und diese Wahrheit deuten können, so daß man das, was man fühlt und erlebt, nutzen kann, um dem eigenen Leben und hoffentlich auch dem anderen Menschen einen Sinn zu geben. Dies ist die Kunst in ihrer höchsten Form. Für diese Momente der Erleuchtung will ich jetzt und in Zukunft leben.“ Amen und Halleluja! Dies sind die wahrlich weisen Worte, mit denen Michael Jackson seine Autobiographie Moonwalk beendete. Von Wahrheit ist in dem Buch allerdings nicht viel zu spüren, dafür funkelt aber der Heiligenschein auf jeder Seite durch.

Auch die Narzisse Madonna („Ich bin sexy. Was soll ich machen?“) ließ ihre gesammelten Zitate drucken und unter dem Titel Selbstbekenntnisse als Buch veröffentlichen. Über ihren Kollegen Michael Jackson weiß sie unter anderem folgendes zu sagen: „Er ist Frauen gegenüber sehr schüchtern. Er würde vermutlich eher sterben als mit mir tanzen“, dabei „kann ich alles, was er kann, nur daß ich ein Mädchen bin...“ Das war dem guten Michael anscheinend zu viel. Jetzt wurde es auch für ihn Zeit, mit der Wahrheit herauszurücken. Für seine neue Biographie engagierte er Randy Taraborelli, die bereits ein Buch über Diana Ross veröffentlicht hat, und erzählte ihr alles. 625 Seiten Klatsch lauern hinter dem Titel Michael Jackson: Magie und Wahnsinn, und alles, was Rang und Namen hat im US-Showgeschäft, bekommt sein Fett weg. Madonna wird völlig demontiert. Singen kann sie überhaupt nicht, findet Michael, und ihre Tanzkünste reichen auch nicht sehr weit. „Was sie am besten kann, ist sich verkaufen.“ Sprach's und nahm sich dann Prince vor. Der habe nämlich versucht, mit Hilfe übernatürlicher Kräfte Michaels Karriere zu zerstören: „Eines Tages schenkte er mir eine kleine Schachtel mit Federn und Münzen. Ich glaube, er wollte mich verhexen“, erzählt die öffentlichkeitsscheue Hupfdohle ganz ungeniert. Für maßlos überschätzt hält Michael auch die Qualitäten seines Kollegen Bruce Springsteen, denn Bruce besitze sowieso nur eine „dünne Stimme“: „Ich verstehe nicht, warum dieser Mann im Showbiz ,der Boss‘ genannt wird.“

Selbstverständlich steht nicht nur Blödsinn in dem Wälzer, Frau Taraborelli hat schließlich 400 Interviews, davon vier mit Michael Jackson, geführt. So gibt es natürlich auch ein paar Highlights. Zu den aufregendsten Passagen zählen die, in denen äußerst detailliert über Michaels sechs Nasenoperationen berichtet wird. Karl Wegmann