Kunsthochschulen gegen Erhardt

■ Hochschule der Künste (West) und Kunsthochschule Berlin (Ost) wollen nicht vollständig zusammengeworfen werden/ Unterstützung für Fortbestand der Ostberliner Kunsthochschule

Berlin. Total verweigern wollen sich die beiden Berliner Kunsthochschulen dem Ansinnen von Wissenschaftssenator Manfred Erhardt nun doch nicht. Der CDU-Politiker will mit Hilfe eines kürzlich vom Senat beschlossenen Entwurfes zur Änderung des Hochschulgesetzes die Kunsthochschule Berlin (KhB) in Weißensee zum 30.9.91 schließen. Dabei sollen ein Teil der Studierenden und auch der Angestellten in den Bestand der Westberliner Hochschule der Künste (HdK) überführt werden.

Beide Hochschulen fordern jetzt allerdings, daß die Hochschule in Weißensee als selbständige Einrichtung erhalten bleiben soll. In einer gemeinsamen Planungskommission werden sie nun ab Montag über mögliche Modelle dieses Bereiches der kräftig in Bewegung geratenen Berliner Hochschullandschaft beraten.

Schon den Weg zu dem Gesetzentwurf hält Alfred Hückler, Rektor der Ostberliner Hochschule, für einen »ungeprüften und vorgezogenen Willkürakt, durch den mit präjudizierenden Entscheidungen die Berliner Hochschullandschaft zementiert werden soll«.

Die Regierungserklärung vom 7.2.91 sieht einen neuen Hochschulentwicklungsplan erst Mitte 1992 vor und auch die von Erhardt selbst einberufene Landeshochschulstrukturkommission tritt erst heute zum erstenmal zusammen. Der Grund für diesen »hektischen Aktionismus« Könne laut Hückler auch nicht im Finanziellen liegen, da bis zur Stunde noch niemand weiß, was durch die Schließung tatsächlich eingespart wird. Diese Hektik würde sich negativ auf die künstlerische Ausbildung in Berlin auswirken. Bis zum 30. 9. ein tragfähiges Konzept für eine Neuorganisation auszuarbeiten, sei sowohl für die KHB als auch für die HdK unmöglich.

Auch von studentischer Seite wird die übereilte Zusammenlegung kritisiert. Es hätten sich »bei näherem Beschnuppern doch erhebliche Animositäten und Fremdheiten zwischen Ossis und Wessis herausgestellt«, berichtete Jörg Metze, ein Vertreter des Studentenrates (Ost). Die Vorstellung, daß ab Oktober etwa 300 StudentInnen von Weißensee an die HdK wechseln werden, riefe nicht nur bei den Ostberliner Betroffenen Beklemmungen hervor.

Hückler hat aber durchaus noch Hoffnung, daß es »eine vernünftige Lösung zum Erhalt unseres Ausbildungsprofils geben kann«.

Rückendeckung hat er von anderen Hochschulen und unabhängigen Organisationen bekommen. So sprach sich der renommierte Deutsche Werkbund in einem Brief an den Senat für den Erhalt der Kunsthochschule Weißensee aus als einer »der bedeutendsten Kunsthochschulen der ehemaligen DDR, deren Ausbildungskonzeption auch in der fächerübergreifenden Grundlehre als einzigartig bezeichnet werden darf.« Corinna Raupach