Kung Fu, Divas und Tränen

■ Irdische TV-Empfehlungen zur Himmelfahrt

Um 20.15 Uhr ist in der ARD High Noon in einem Dorf im Frankenland. Die Provinzposse Himmelsheim von Fitzgerald Kusz (Buch) und Manfred Stelzer (Regie) handelt vom Bau einer Eisenbahntrasse für Hochgeschwindigkeitszüge. Die Himmelsheimer nehmen den Kampf gegen die überfallartig einsetzenden Erdarbeiten auf.

Im ZDF (22.40 Uhr) steigt ein Mann aus und nimmt gleich seine ganze Familie mit — und das einen Tag vor'm Vatertag. In Peter Weirs Tragikomödie Mosquito Coast tauscht Harrison Ford amerikanische Großstadthektik gegen honduranische Dschungelromantik. Er kann seine Liebe zur Technik jedoch nicht ganz abschütteln und pflanzt den Urwaldeinwohnern eine riesige Eisfabrik in die Botanik.

Zur gleichen Zeit zeigt die DFF Länderketter den legendären Zirkuskönig P.T. Barnum (1810-1891). Der schon reichlich angegraute Burt Lancaster schlüpft in die Rolle des berühmten Unterhaltungs-Unternehmers, der das New Yorker Publikum in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit ausgestopften Tieren und Freaks begeisterte. Nach einem erfolglosen Zwischenspiel in der Politik gründete er seinen weltberühmten Zirkus. An seiner Seite agiert Hanna Schygulla mit Ringellöckchen-Perücke als schwedische Nachtigall.

Kurz vor Mitternacht präsentiert Bayern 3 eine Hommage an den Meister des Underplay Gary Cooper - American Life, American Legend. Vorher, um 21.20 Uhr gibt's den Anthony-Mann-Film Der Mann aus dem Westen, in dem Cooper als bekehrter Bandit sich noch einmal zum Schein auf einen Eisenbahnraub mit seinen Ex-Kumpanen einläßt.

An Christi Himmelfahrt beginnt Sat.1 schon um 12.45 Uhr mit dem Pilotfilm zur legendären Kampfsport-Serie Kung Fu. Kwai Chang Caine ist der Sohn einer chinesischen Mutter und eines amerikanischen Daddys. Mit 12 Jahren wird er Waise und fortan von buddhistischen Shaolin-Mönchen erzogen, die ihn Demut, Geduld und Gewaltlosigkeit lehren sowie, natürlich allein zur Selbstverteidigung, die Kunst des Kung Fu. Nach einem kleinen Mißgeschick, er tötet ein Mitglied der Kaiserfamilie, flüchtet er in den Wilden Westen... Für David Carradine bedeutete die Serie das schauspielerische Coming Out. Der Titelsong „Kung Fu Fighting“ wurde gerade als Remix-Fassung auf den Markt geworfen. Die Kampfsport-Reihe wird jeweils Mittwochs um 15.15 Uhr fortgesetzt.

Um 14.50 Uhr bewegt sich James Dean auf N3 zum wiederholten Male als pubertierender Jungmann in Elia Kazans Klassiker Jenseits von Eden.

Kämpferisch geben sich die MacherInnen des Leipziger TV-Experiments Kanal X. Der Piratensender überraschte im letzten Jahr die Post mit unerlaubten Frequenzbesetzungen, mittlerweile ist daraus ein Medienprojekt geworden, das in der neuen Rundfunklandschaft auf ein legales, lokales Sendeplätzchen hofft. In der ARD werden die Leipziger Alternativ-Funker neben anderen Regionalprogrammen in der Sendung proProvinz um 18.15 Uhr vorgestellt. Am 12. Mai liefert Kanal X im Rahmen des Kulturreports eine Selbstdarstellung.

Unter dem immer beliebter werdenden Motto „Pleiten, Pech und Pannen“ versucht uns RTLplus um 19.15 Uhr die TV-Ente 3-D als abendfüllendes Showkonzept zu verkaufen. Die 3-D-Show will diesmal „dreidimensionales Fernsehen für die ganze Familie bieten“. Also Pappbrille auf und nicht weinen, wenn es trotzdem nicht spannender wird.

Nachdem Götz George seine Schimmi-Rolle geschmissen hat, kann man ihn vorerst nur wiederholungstechnisch in bulligen Macho- Lichtspielen bewundern. So um 20.00 Uhr in der DFF Länderkette in Frank Beyers Nachkriegs-Krimi Der Bruch. Mit von der illegalen Gauner-Partie sind Otto Sander, Rolf Hoppe und Angelika Waller.

Als deutsche Fernsehpremiere zeigt Sat.1 um 21.00 Uhr die Frederick-Forsyth-Verfilmung Die Akte Odessa. Jon Voight spielt einen Hamburger Journalisten, der auf der Suche nach einer Sensationsstory auf die Spur des Ghetto-Kommandanten und Massenmörders Roschmann (Maximilian Schell) stößt. Von Simon Wiesenthal erfährt der Zeitungsmann erstmals etwas von „Odessa“, der O(rganisation) d(er) e(hemligen) SS-A(ngehörigen), deren Macht und Einfluß auch heute noch von München bis Rio de Janeiro reicht.

Altmeister Federico Fellini drehte 1987 seinen liebevollen Abgesang auf die römische Filmstadt Cinecittá. In Fellinis Intervista (DFF, 22.35 Uhr) spielen seine liebgewonnenen Leinwandstars von Marcello Mastroianni bis Anita Ekberg ausnahmsweise nur sich selbst. Ausgangspunkt der Film-im-Film- Geschichte ist ein japanisches Fernsehteam, das Fellini bei den Dreharbeiten mit einem Interview-Wunsch verfolgt. Als großes Finale zeigt die schwedische Filmdiva, was dreißig Jahre Dolce Vita aus ihren üppigen Rundungen machten — ein Bad im Trevi-Brunnen wäre heute mit einigen Schwierigkeiten verbunden.

Nachdem sich Ingrid Bergmann dem italienischen Filmemacher Roberto Rossellini lange aufgedrängt hatte, akzeptierte dieser den Star schließlich für Stromboli (Südwest3, 23.00 Uhr). Die Begegnung zwischen Hollywood und Neorealismus blieb auch privat nicht ohne Folgen, siehe Isabella Rossellini. La Bergmann spielt eine skandinavische Kriegsgefangene, die durch die Ehe mit einem italienischen Fischer auf die karge Vulkaninsel Stromboli verschlagen wird. Die Feindseligkeit der Inselbewohner treibt ihr mehr als einmal die Tränen ins leidende Anlitz. Die Vatermörder