Sowjetisch-amerikanische Nahostdiplomatie

Baker und Bessmertnych noch in dieser Woche im Nahen Osten/ Außenminister Levy warnt vor politischer Isolation Israels  ■ Aus Tel Aviv Amos Wollin

Der sowjetische Außenminister Bessmertnych und sein US-amerikanischer Amtskollege Baker reisen in den Nahen Osten, um Möglichkeiten einer Nahost-Konferenz zu sondieren. Bessmertnych wird heute in Syrien eintreffen und anschließend in Jordanien, Israel, Ägypten und eventuell auch im Libanon Gespräche führen. Baker wird seine nunmehr vierte Nahostreise seit Ende des Golfkrieges am Freitag antreten. Die beiden Außenminister wollen bislang unbestätigten Pressemeldungen zufolge am Samstag in Kairo zusammentreffen.

Der Besuch des sowjetischen Außenministers in Israel hat unter anderem den Zweck, die 1967 abgebrochenen diplomatischen Beziehungen wiederherzustellen, wie aus dem israelischen Außenministerium mitgeteilt wurde. De facto arbeiten beide Staaten aber schon seit Jahren weitaus enger zusammen, als in der Zeit vor 1967. Die sowjetische Regierung hatte schon länger vor, die offiziellen Beziehungen zu Israel zu normalisieren. Die Frage war nur, bei welcher Gelegenheit dies möglich sein würde, ohne die arabischen Regierungen zu brüskieren.

Baker wird erst am Ende seiner Reise, voraussichtlich Mitte nächster Woche, in Israel erwartet. Regierungskreise in Jerusalem nehmen an, daß die beiden Sponsoren der Konferenz, USA und UdSSR, am Ende dieser erstmals gleichzeitigen und koordinierten reisediplomatischen Runde ihre Einladungen zur Nahostkonferenz bereits in den Hauptstädten des Nahen Ostens hinterlassen wollen. Da die Frage der Vertretung der Palästinenser in den jüngsten israelisch-amerikanischen Gesprächen aber ebenso offen blieb, wie die Frage des Charakters der Konferenz, wird Baker diesmal definitive Antworten von der isarelischen Regierung verlangen.

Die israelische Abendzeitung 'Ma'ariv‘ meldete denn auch gestern „Befürchtungen offizieller Kreise in Jerusalem, daß Baker und Bessmertnych in den Nahen Osten kommen, um den verschiedenen Seiten gemeinsam eine Lösung aufzuzwingen“. Israel droht nach den Worten von Außenminister Levy die politische Isolation, wenn es sich einer Zusammenarbeit mit den USA zur Einberufung einer Nahostkonferenz weiterhin entzieht. „Wir dürfen nicht an den Punkt kommen, wo alle gegen uns sind.“

Der holländische Außeniminister van den Broek versucht gegenwärtig in Gesprächen mit israelischen Politikern, dem Europarat den Status eines Co-Sponsors (mit den USA und der UdSSR) bei der Nahost-Konferenz zu sichern.