Bayer installiert Chemiezeitbombe

Berlin (taz) — Eines der größten Lager für Pestizide in Europa wird voraussichtlich schon bald auf dem Gelände des Chemiekonzerns Bayer in Dormagen entstehen. Für Aufregung bei den Gegnern des Projekts sorgte gestern beim Erörterungstermin im Bürgerhaus Dormagen Verhandlungsleiter Thomassen. Der Vertreter des für die Genehmigung zuständigen Regierungspräsidiums Düsseldorf hatte während der Erörterung mit der Bemerkung geglänzt, von dem Lager gehe wohl „keine Gefahr“ aus. Damit, schimpften die Gegner des Giftlagers, werde das Ergebnis der Erörterung bereits vorweggenommen und stellten — vergeblich — einen Befangenheitsantrag gegen Thomassen.

In dem Bayer-Depot, das weniger als einen Kilometer von der nächsten Wohnsiedlung entfernt liegt, sollen 10.000 Tonnen Pestizide gelagert und im Jahr bis zu 100.000 Tonnen umgeschlagen werden. In der Bundesrepublik werden jährlich insgesamt 30.000 Tonnen Pestizide verbraucht. Nach Informationen der Grünen im Düsseldorfer Landtag sollen in Dormagen auch Stoffe untergestellt werden, die die Weltgesundheitsorganisation als „extrem gefährlich“ einstuft und die in der Bundesrepublik verboten sind. Erst im Verlauf der Erörterung stellte sich heraus, daß die Liste der Chemikalien, die Bayer in dem neuen Lager unterbringen will, unvollständig war. Offenbar sollen auch Vorprodukte für Pestzide eingelagert werden. Damit sei eine realistische Abschätzung der Gefahren, die etwa im Brandfall von den Reaktionsprodukten ausgehen, nicht möglich, meinte gestern der Sprecher der Düsseldorfer Landtags-Grünen, Roland Grzelski. Der Erörterungstermin dauerte bei Redaktionsschluß an. Gero