Ein Printenmann für Vaclav Havel

■ Der tschechoslowakische Staatspräsident wurde in Aachen mit dem Karlspreis ausgezeichnet

Aachen (ap) — Einen echten Aachener Printenmann in Sonderanfertigung gab es gestern für Karlspreisträger Vaclav Havel. Nach Festakt und Laudatio in Anwesenheit gekrönter und ungekrönter Staatsoberhäupter überreichte Oberbürgermeister Jürgen Linden die zwei Kilogramm schwere Nachbildung Karls des Großen aus Marzipan, Lebkuchen, Schokolade und Mandeln.

Die alte Kaiserstadt hatte dem 32. Träger des Preises für Verdienste um die europäische Idee einen großen Bahnhof bereitet. Eine tschechoslowakische Woche mit Diskussionen, Lesungen, Theater, Buchausstellungen und Musik ermöglichte BundesbürgerInnen zahlreiche Begegnungen mit Gästen aus der CSFR. Zum Ehrentag für den 54jährigen Staatspräsidenten hatten sich Bundespräsident unter anderen Richard von Weizsäcker, Kanzler Kohl, Spaniens Königin Sophia und König und Juan Carlos versammelt.

Der französische Staatspräsident Fran¿ois Mitterrand kam aus Paris, um die Würdigung auf den „mutigen und vorbildlichen“ Vaclav Havel zu halten, den er einen „Bürger des neuen Europas“ nannte. Der tschechoslowakische Staatspräsident sprach sich für die von Mitterrand angeregte „Konföderation“ als neuen Schritt zu einem geeinten Europa aus. „Meiner Ansicht nach müssen wir alle uns aus der Befangenheit in verschiedensten partikularen Interessen und gedanklichen Stereotypen befreien und in uns selbst den Mut zu schnellen, unkonventionellen und manchmal auch riskanten Schritten finden“, forderte Havel.

Die Länder Mittel- und Osteuropas wollten ein vereintes Europa mitgestalten. „Nicht, weil sie als heute arme und zerstörte Länder von ihren reichen westlichen Freunden erwarten würden, daß sie alle Probleme an ihrer Stelle lösen. Der Hauptantrieb unserer Bemühungen ist etwas anderes: Indem wir uns heute zum sogenannten Westen bekennen, bekennen wir uns damit vor allem und hauptsächlich zu einer bestimmten Zivilisation, zu einer bestimmten politischen Kultur.“