SPD nach Lichterdemo völlig pleite

■ „Kalamitäten“ oder: Warum die Grünen das „Stop-it“-Plakat selbst zahlen sollen

Während des Kriegs waren alle dagegen. „Stop it“ sollte an den Haustüren prangen, die Zeit drängte — für das Friedensbündnis rief deshalb Katja Barloschky bei der Druckerei an und bestellte 10.000 Stück von dem Plakat. Über die Rechnung hatte sich damals niemand Gedanken gemacht — ging es doch um den Frieden. Die Plakate gingen schnell weg, ein Nachdruck mußte her.

Und dann kam es doch, das dumme Ding, 5.200 Mark stand drauf. Aktivistin Katja Barloschky wollte nicht privat bezahlen, was die anderen umsonst & draußen an die Eigenheimtüren geklebt hatten. So wandte sie sich an die potenten Organisationen des Friedensbündnisses. Der Krieg war zu Ende, sie hörte nichts. Die Grünen hatten schließlich ein Einsehen, übernahmen die Rechnung und schickten der Druckerei das Geld, denn die konnte ja nichts dafür. Marie-Luise Beck-Oberdorf als Grüne Landesvorstands-Sprecherin schickte einen Brief herum und bat bis zum 6. Mai um Überweisungen für das Plakat: „Wir gehen selbstverständlich davon aus, daß sich keine Organisation, die in dem Bremer Friedensbündnis mit aktiv war, der Verpflichtung entziehen wird, nun auch die offene Rechnung zu begleichen...“

Im Friedensbündnis aktiv war die Angestelltenkammer gewesen. Von ihr hörten die Grünen, daß der Vorstand eine finanzielle Beteiligung ablehnt. An dem Bündnis beteiligt war der DGB. Er hatte, da das Plakat unter KollegInnen reißenden Absatz fand, 500 nachbestellt. Allein das kostet die Friedensfreunde bei 2 Mark Stückpreis 1000 Mark an die Druckerei. Der DGB erwies sich als großzügig und Kreisvorsitzender Siegfried Schmidt teilte den Grünen mit, sie könnten mit 500 Mark rechnen.

Ganz anders die SPD. Die war bekanntlich auch gegen den Krieg, Vize-Vorsitzender Horst Isola und Susi Möbbeck (Jusos) im Bündnis dabei. „Wir haben das immer aufgeteilt“, erinnert sich Möbbeck an die Zahlungsmodalitäten für den Frieden. Daß es für das Plakat besondere Absprachen gab, erinnert sie sich nicht. Isola war bei dem Beschluß nicht dabei gewesen. Daß das Plakat von dem Bündnis organisiert war, erinnert auch Eva Quante-Brandt.

Nicht so die Parteizentrale in der Findorffstraße. „So sehr wir Eure Kalamitäten und Euren Appell an die Solidarität verstehen“, schrieb die SPD an die Grünen, „so wenig sehen uns diesem konkreten Fall jedoch in der Lage, Euch finanziell zu helfen.“ (Auslassungen im Original, R.R.) Und dann zählt die Partei ihre Verdienste im Golfkrieg auf, „in einem für uns nahezu beispiellosen Ausmaß“ habe sie „Lasten übernommen und getragen“, nämlich:

„- Ausrichtung einer Lichter-Demo,

-Anzeigenschaltungen,

-Bühnen-und Technik-Bereitstellung,

-Zuwendungen an das Friedensforum“.

„Dies alles“, umschreibt die Partei ihren Offenbarungseid, „hat uns in einem Maße belastet, der für weiteres finanzielles Engagement einfach keinen Bewegungsraum mehr läßt, wofür wir bei wirklich aufrichtigen Bedauern — um Verständnis bitten müssen.“ Rosi Roland