Acht Jahre Gefängnis für Sinn Fein-Vize

Dublin (taz) — Ein nordirisches Gericht in Belfast verurteilte am Donnerstag Danny Morrison (38), den ehemaligen Direktor für Öffentlichkeitsarbeit und Vizepräsident von Sinn Fein, zu acht Jahren Gefängnis. Richter Brian Hutton sah es als erwiesen an, daß Morrison im Januar vergangenen Jahres zumindest mitgeholfen hat, den Polizeispitzel Alexander Lynch gegen dessen Willen in einem Haus in West-Belfast festzuhalten. Außerdem lautete der Vorwurf, Morrison und sieben Mitangeklagte hätten geplant, Lynch zu ermorden. Morrison war damals in der Nähe des Hauses verhaftet worden und hatte erklärt, daß er eine Pressekonferenz mit dem Spitzel Lynch vorbereiten wollte. Lynch war anschließend von der Polizei befreit worden. Morrisons Mitangeklagte wurden zu Haftstrafen zwischen sechs Monaten und zwölf Jahren verurteilt.

Richter Hutton spekulierte, daß Morrison „sich möglicherweise in dem Haus aufgehalten habe, um den Mord an Lynch zu organisieren“. Das Mordkomplott konnte die Staatsanwaltschaft jedoch nicht stichhaltig nachweisen. Lynch erklärte vor Gericht, daß er während des Verhörs in dem Haus in West- Belfast gestanden habe, für die Polizei zu arbeiten. Anschließend sollte er sein Geständnis auf einer Pressekonferenz wiederholen.

Morrison ist seit den siebziger Jahren eine führende Figur in der Republikanischen Bewegung (Sinn Fein und IRA). Er gilt als „Erfinder“ der doppelgleisigen Strategie „mit Wahlurne und Gewehrkugel“: Während Sinn Fein sich an den Wahlen in Irland und Großbritannien beteiligt, führt die IRA den bewaffneten Kampf. 1981 unternahm er eine Reise durch die Bundesrepublik, wo er um Unterstützung für hungerstreikende Gefangene warb. Richter Hutton behauptete, Morrisons führende Position habe keinen Einfluß auf das Strafmaß gehabt. Nach der Urteilsverkündung kam es im überfüllten Gerichtssaal zu Solidaritätsbekundungen. „Kein Problem, Danny“, riefen mehrere Zuschauer. Bei dem üblichen Strafnachlaß wird Morrison im Mai 1995 freikommen.