Botticellis Augen

■ Alles im Blick: Thomas Bak, 12 Jahre alt, ist Bremens jüngster Comic-Zeichner / „Bald werd' ich richtige Superhelden machen“

Er ist dick, aber nur ein klitzebißchen. Das macht, daß er leicht schnauft. Er hat große malerische Botticelli-Augen, aber nur, um besorgt dreinzuschauen. Immer ist unbedingt zu beobachten, ob die Sache in Ordnung geht: sein erstes Interview, nebenbei die Hell-Dunkel-Verteilung auf den Zeichnungen, die er vor mir ausbreitet — er hat alles im Blick wie andere im Griff.

Thomas Bak (12) hat einen eigenen Strip im neuen „Panel“ gemacht. Was schon was heißen

Probleme, Probleme! Und dann erst die Sprechblasen! Daß alles paßt!

will. Das Bremer Comic-Magazin, von dem eben die sechste Nummer erschienen ist, hat sich nämlich mittlerweile die Pubertätspickel ausgedrückt und gibt sich nicht mehr mit allem ab. Flotte Comics sind drin, einer darunter über „Onkel Franz“.

Die Idee hatte ja der Andreas Keiser, ein Panel-Großer. Ihm selber, sagt Thomas, fällt leider nie ein, was die andern haben wollen. Zeichnet er halt. Bei ihm heißt das: er kriegt Probleme und löst sie der Reihe nach. Probleme hat er, wenn er für die Dialoge, die er vorher aufschreibt, Schnittfolgen, Blicke, Einstellungen finden muß.

Und dann erst die Sprechblasen! Daß alles paßt! Er erklärt mir einzeln die Probleme. Und wie er sie löst: Nacheinander. Verschiedene Varianten, Testreihen, Vergleiche, Probieren und nochmal Probieren. Ich habe noch keinen getroffen, der schon so früh anfängt, sich aufzulösen in ein Werk.

Der Herr Papa Bak hat, auf Drängen der Verwandtschaft, sagt er, die Panel-Leute aufmerksam gemacht auf seinen Sohn. Thomas, der mal angefangen hat mit Polizeiautos in großen Produktionsserien und Fantasy-Bildern, wurde schließlich eingeladen, ging hin und kam zurück und beschloß, fortan alles anders zu machen. Seither läßt er kein Treffen aus. Sagt Herr Bak und strahlt. Thomas nickt.

Jetzt sitzt er, sagt Herr Bak, stundenlang am Zeichentisch und tüftelt über den spannendsten Sachfragen: ob noch mehr Schwarz auf die Bildfläche muß und wie er seine Geschichte hinkriegt, wo doch äußerste Ökonomie der Erzählung geboten ist. Er hat zum Leben, seine eigenen Produkte eingeschlossen, ein außerordentlich vernünftiges Verhältnis: Es ist ihm Material, und man muß damit umgehen. Schon hat er aber, sagt Thomas, große Lust, mal richtige Real Comics zu machen. Nicht bloß immer diese, naja, Funny-Sachen, sagt er, mit hampeligen Gestalten und so. Lieber ganz echt.

Zwar wird er da noch mehr von seinen Problemen kriegen, vor allem, sagt er, mit Autos („solln ja anständig aussehen!“) und auch, genau genommen, mit Figuren von seitwärts. Aber er wird die Sachfragen klären. Und bald ist er soweit, daß er sich einen kleinen Traum erfüllt und, „voll cool!“, richtige Superhelden zeichnet. Manfred Dworschak