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Böse Welt

Ilona Marenbach, Ressortleiterin »Wort« von »Berlins jüngstem Metropolensender«, dem Radio-100- Nachfolger Radio 2000, sucht händeringend und anzeigenschaltend MitarbeiterInnen. Marenbach, die frühzeitig auf der richtigen Seite geblieben war, will »vor allem Frauen eine Chance bieten« (nur eine?). Schön, daß Marenbach wenigstens die eigene Minder(mehr)heit nicht vergessen mag. Der Kabelrat wird die feministische Einstellungspolitik auf dem Niveau von »Ein Herz für Kinder« und »Ich bremse auch für Tiere« gewiß zu schätzen wissen. Fehlt nur noch, daß Alt-Geschäftsführer Thomas Thimme jetzt quotierungstechnisch weichen muß. Auch Thimme sucht kräftig Talente. Und zwar nicht nur ganz junge, neue, frische. Ganz sentimental sprach Thimme sogar Werner Voigt an, der als Chefredakteur der konkurrierenden Neue Radio 100 GmbH vorgesehen war. Apropos Funk und Fernsehen: Ein Ex-Terrorist und eine Nobelpreisträgerin sollen nach dem Willen der Mainzelmänner vom ZDF weltumspannend- versöhnlich die Berliner Funkausstellung im August dieses Jahres eröffnen. Ein echter Ausgewogenheitsvolltreffer: Mutter Theresa und Nelson Mandela (gute Werke) werden unter Anleitung von Thomas Gottschalk und Günther Jauch (gute Laune) im Friedrichstadtpalast live zur Tat schreiten. Motto: »In jedes Ghetto einen Ghetto-Blaster!« oder »Nieder mit der Schwarzweißmalerei im Farbfernsehen!« In der allertollsten der tollen Berliner Mischungen, nämlich in der Redaktion der 'Berliner Zeitung‘, ist nun endlich auch der ehemalige rot-grüne Regierungssprecher Werner Kolhoff nach einer längeren Anstandspause sanft gelandet. Zwischen Ex-tazlern, Ex-FDJ- Redenschreibern, Ex-Stasi-Spionen sowie weiteren Ex-RegierungssprecherInnen leitet er nun stellvertretend das Länder-Ressort. Viel schneller als Kolhoff war seine Ex- Kollegin Christine Richter, die Sprecherin der früheren Wissenschaftssenatorin, beurlaubten Professorin und jetzigen Krimi-Schreiberin Barbara Riedmüller (SPD). Von einem Tag auf den anderen schaltete Richter damals um vom PR-mäßigen Verkauf der Hochschul-Abwicklungspolitik auf das Kritisieren derselben. Von der bösen Welt in die Glitzerwelt: Jimmy Somerville (Communards, Bronski Beat, solo), der Homo-Hochtöner und Act-up-Aktivist, der sein gestriges Konzert im Tempodrom absagen mußte, hat es mit einem echten Deutschen. Der allerdings ist nur sein room-mate (Raumteiler?) drüben in Frisco und keineswegs sein longtime companion (Langzeitkumpel?). Der Liebhaber nämlich kommt aus Kolumbien. Marianne

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