Laden für Junkies bleibt

■ Die MitarbeiterInnen des einzigen Berliner Szeneladens »STRASS« haben ihre Kündigung zurückgezogen/ Lediglich zwei Stellen sind noch in Gefahr

Berlin. Der einzige Berliner Drogen-Szeneladen STRASS bleibt bestehen. Die MitarbeiterInnen des suchtbegleitenden und als extrem niedrigschwellig bekannten Projekts haben ihre zum 30.6. ausgesprochene Kündigung zurückgezogen.

Damit scheint der Konflikt zwischen den acht STRASS-MitarbeiterInnen und dem Betreiber des Szeneladens, dem Verein »Notdienst für Suchtmittelgefährdete und -abhängige«, beigelegt zu sein. Noch Anfang des Jahres hatte dessen Vorsitzender, Michael Hoffmann-Bayer, versucht, massiv in die Arbeit des hauptsächlich von der Bundesregierung finanzierten Projekts einzugreifen: Er forderte die STRASS-MitarbeiterInnen auf, ihre »Methadon- Fälle« sukzessive abzubauen und eine Hausordnung einzuführen, die bei Regelverletzungen klare Sanktionen vorsieht. Genau das aber hätte gegen die Grundprinzipien des Szeneladens verstoßen. Laut Konzept soll der Laden für alle Drogenabhängigen zugänglich sein, ob sie nun eine Therapie wollen oder »nur« eine Tasse Tee. Mit diesem einfachen Prinzip hatten es die STRASS-MitarbeiterInnen binnen eines Jahres geschafft, 34 Heroinabhängige von der Nadel wegzubekommen und sich statt dessen unter ärztlicher Kontrolle mit dem Ersatzstoff Methadon behandeln zu lassen.

In den durch den Landesdrogenbeauftragten Wolfgang Penkert initiierten Vermittlungsgesprächen hatte der Verein plötzlich an der Arbeit von STRASS nichts mehr auszusetzen. Lediglich eine Stelle, die der dem Verein anhängige Drogennotdienst vor einem Jahr an STRASS abgegeben hatte, fordere man wieder zurück. Im Gegenzug brauchen die STRASS-Leute keine Wochenenddienste beim Drogennotdienst mehr zu leisten, müssen ihren Laden jedoch an sechs statt wie bisher an fünf Tagen in der Woche öffnen.

Lediglich eine Bedrohung für den Szeneladen ist noch nicht ganz aus dem Weg geräumt. Die beiden aus dem Bonner Aids-Hilfe-Topf finanzierten Stellen sollten eigentlich über den 30. Juni hinaus nicht mehr verlängert werden. Damit wäre das STRASS-Team, das nicht nur im Laden, sondern auch in der Straßenszene arbeitet, jedoch auf fünf Leute geschrumpft. »Da könnten wir gerade noch Kaffee ausschenken«, urteilt ein Mitarbeiter. Zur Zeit jedoch sieht es ganz danach aus, als ob die Bonner Finanzquelle nun doch nicht versiegt. Eine endgültige Entscheidung steht noch aus.

Fällt sie positiv aus, wird das STRASS-Team weitermachen. Zu siebt, da sind sich die MitarbeiterInnen einig, läßt sich die bisherige Arbeit aufrechterhalten. Einen Wermutstropfen müssen sie dennoch schlucken: So oder so werden drei Leute das Projekt verlassen. In der wochenlang andauernden, ungeklärten Situation haben sie anderweitig eine Stelle gefunden. In jedem Fall also werden sich die Junkies an neue Ansprechpartner gewöhnen müssen. maz