Weniger Busspuren— BVG protestiert

■ BVG-Chef Lorenzen warnt Verkehrssenator vor Rollback bei Busspuren/ Haase will von acht überprüften Streifen fünf abschaffen, drei begrenzen

Berlin. Konrad Lorenzen, Verkehrsdirektor der BVG, warnt Verkehrssenator Herwig Haase (CDU) eindringlich vor einem Rollback bei den Busspuren. In einem Brief an den Senator, der der taz vorliegt, schreibt der BVG-Chef, eine Einschränkung oder Abschaffung von Busspuren gefährde »den Busverkehr spürbar«. Vor allem auf den bereits stark belasteten Linien wachse der Verkehr weiter an. Lorenzen erinnert Haase in dem Schreiben daran, daß die BVG ihre Fahrgäste zur Hälfte mit Bussen befördere. Blieben die »großen Gelben« im Verkehr noch häufiger stecken als bisher, werde der öffentliche Personennahverkehr »insgesamt erheblich beeinträchtigt«. Lorenzen wendet sich mit dem Schreiben gegen Pläne des Verkehrssenators, nach denen die 40 Kilometer Busspuren wesentlich gekürzt werden sollen.

In einem Behördenpapier schreibt Verkehrssenator Haase, daß er die mit der SPD in den Koalitionsvereinbarungen festgelegte Überprüfung des Busspurnetzes als »Möglichkeit zur Reduzierung« sehe. Seit Antritt des rot-schwarzen Senats hat eine Kommission der Verkehrsverwaltung acht Busspuren untersucht. Davon sollen nach dem Wunsch der Kommission fünf bald der Vergangenheit angehören:

auf dem Spandauer Damm von Bolivarallee bis Kirschenallee,

auf dem Tegeler Weg in Richtung Jakob-Kaiser-Platz von Tauroggener bis Osnabrücker Straße,

am Nollendorfplatz unter der Bahn in Richtung Maaßenstraße,

am Sachsendamm in Richtung Tempelhof von Suadicanistraße bis Ausfahrt Alboinstraße und

auf der Königstraße in Wannsee.

Drei Busspuren sollen für Busse nur noch zeitlich begrenzt zur Verfügung stehen:

am Prellerweg von Munsterdamm bis Sembritzkistraße nur noch werktags 14 bis 18 Uhr,

auf dem Kudamm in Richtung Osten vom Rathenauplatz bis 80 Meter vor der Westfälischen Straße werktags von 6 bis 18 Uhr und

auf dem Kudamm nach Westen vom Henriettenplatz bis Bornimer Straße werktags von 6 bis 18 Uhr.

Die Prüfungskommission überlegt, ob die Busspur auf dem Kudamm zwischen Westfälischer Straße und Leibnizstraße sogar ganz abgeschafft werden könnte. Die Haase-Kommission prüft darüber hinaus, »ob eine zeitliche Einschränkung der übrigen Strecken mit rechtlichen Bedenken in Einklang zu bringen ist«. Dem Papier zufolge sollen 20 weitere Sonderspuren überprüft und neue Reduzierungsmöglichkeiten gesucht werden. Die BVG, Polizei und die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz sollen bereits zugestimmt haben, die Spuren generell ab 18 Uhr für Autofahrer freizugeben.

Lorenzen will bei Geschäftsstraßen hingegen die bisherige Gültigkeitsdauer erhalten. Dies liege im Interesse aller Verkehrsteilnehmer, da nur so die Funktionstüchtigkeit des Straßennetzes aufrechterhalten werden könne. Der BVG-Chef hält eine Veränderung der Busspurzeiten in Straßen möglich, in denen es keinen Anlieferverkehr gebe. »Zu bekannten problematischen Zeiten wie zum Beispiel verkaufsoffenen Sonnabenden oder dem frühen Berufsverkehr an Freitagen« müßten Busse aber freie Fahrt haben. diak/thok