Als die Franken die Fischköpfe leimten

■ Der Tabellenvierte Hamburger SV unterlag den wild um den Abstieg kämpfenden Franken in Nürnberg ziemlich blamabel mit 1:3

Berlin (dpa/taz) — Daß sich Hanseaten in Bayern nicht wohl fühlen, ist weithin bekannt. Das ein solcher Ortswechsel jedoch zwangsläufig zu heftigen Lähmungserscheinungen führt, konnte bislang noch nicht schlüssig bewiesen werden. Seit gestern jedoch hat sich die Nord-Süd- These erheblich erhärtet. Da nämlich versuchte der noch meisterschaftsambitionierte Tabellenvierte Hamburger Sportverein, guten Fußball zu spielen gegen einen vermeindlich relativ harmlosen Gegner, den tabellenvorletzten Club in Nürnberg.

Was ganz und gar nicht klappte. Hanseatisch arrogant ließen es die Hamburger mit Verweis auf ihren Tabellenstand ruhig angehen. Doch die Nürnberger, mit voller Kraft im Abstiegskampf engagiert, zeigten sich gänzlich unbeeindruckt. Oder war es der Mut der Verzweiflung, der die Franken vor ihren 21.900 Zuschauern derart verbissen kämpfen ließ? Wolf wollte darüber nicht lang diskutieren und schoß kurzerhand nach zwei Minuten das 1:0, nachdem HSV-Keeper Golz eine Faustabwehr völlig verhunzt hatte. Die Nord-Lähmung gemein ausnutzend, setzte Eckstein in der 15. Minute einen drauf zum 2:0, indem er eine Flanke von Wirsching in den Kasten trat. Es war dies das siebte Saisontor von Eckstein, das sechste für den 1. Fußball Club Nürnberg.

Die Hamburger kamen durch den von seinem Länderspieleinsatz immer noch aufgeputschten Beiersdorfer im Anschluß an eine Ecke in der 30. Minute zum 1:2, aber als Oechler in der 50. Minute eine Vorlage von Dorfner zum 3:1 für die Nürnberger einschoß, war für die Fischköpfe nicht mehr viel zu holen.

Zu recht, denn über die gesamte Spieldauer waren die Franken zweikampfstärker, kämpferischer, versuchten nach jedem Ballgewinn sofort Konterangriffe zu starten. Das ging zwar oft daneben, aber war immerhin torgefährlicher. Unbestritten zeigte der von Dorfner dirigierte Club seine beste Saisonleistung und glichen mit ihrem sechsten Heimsieg zumindest ihre Heimbilanz mit 15:15 Punkten aus.

Der schlappe HSV hingegen raffte sich auch nach dem 1:2-Anschlußtreffer nicht wirklich zu einer konsequenten Leistung auf. Erst im Endspurt versuchten die Burschen von Trainer Schock das Blatt noch zu wenden — rannten aber erfolglos gegen eine tausendfüßige Nürnberger Abwehr an.

So war es nur zu gerecht, daß in den letzten dramatischen Minuten der Hamburger Nationalspieler Beiersdorfer mit einem Kopfball an Köpke und Eckstein mit einem an ihm von Kober verschuldeten Foulelfmeter an Golz (90.) hängen blieb. Von den Gelbsündern werden Kurz (Nürnberg/7.) und Eck (Hamburg/4.) im nächsten Spiel pausieren.

Für den Nürnberger Sportchef Arie Haan steht das Club-Ziel nach diesem Spiel felsenfest: „Unser Ziel heißt Plaz 16. Also Relegation. Schließlich sind wir immer noch vorletzter.“ Arie, stimmt. miß

Hamburger SV: Golz — Rohde — Beiersdorfer, Kober — Spörl, Stratos, Doll, Matysik, Eck (72. Bode) — Furtok, Ballwanz (53. Nando).

Zuschauer: 21.900

Tore: 1:0 Wolf (2. Min.), 2:0 Eckstein (15.), 2:1 Beiersdorfer (30.), 3:1 Oechler (50.).

1. FC Nürnberg: Köpke — Dittwar — Wolf, Brunner — Kurz, Wirsching, Oechler, Dorfner, Metschies — Wirsching (62. Zarate) , Eckstein (90. Weidemann).

Ballwanz.