Der Renz ist da!

■ Der gute alte Traditionscircus mit drei Stunden-Show auf dem Grünenkamp

Eintreten und die Lungen vollpumpen. In ein Zirkuszelt tritt man ein und die Welt ist eine andere. Popcorn und Stallgeruch, hinter den Kulissen brüllt ein Bär, Scheinwerfer leuchten so bunt und grell wie Augen in zuckewatteverklebten Kindergesichtern. Dann spielt die Kapelle, und „Manege frei.“

Auf Bremens Grünenkamp hat der Circus Renz sein Zelt aufgebaut, und knapp drei Stunden fliegen dort zweimal täglich die Trapezkünstler und Jonglierkeulen um die Wette. Renz, ein Circus aus dem 19. Jahrhundert, wurde 1987 wiederbegründet und will an alte Traditionen anknüpfen.

Dazu gehört eine wunderbare Nummer am Trapez, schaukelndes Selbstmörderinstrument für dich und mich, aber nicht für die Fliegenden Schimeinskis: Salto vorwärts mit verbundenen Augen in fünf Meter Höhe, fang mich oder ich falle, paßt genau, kommt heil zurück, tobender Beifall. Und dann die Abgänge, wenn man erst denkt: Sie fallen, aber sie fallen gar nicht, sie wollen nur –runter von ihren Schaukeln, und stürzen mit majestätischer Haltung aus der Kuppel ins Netz und verbeugen sich, und man freut sich, weil ihnen nix passiert ist und kann sich wieder entspannt zurücklehnen, denn jetzt kommen die Clowns.

Und die vier von der Truppe Venus: Haben Sie mal einen Handstand probiert auf einer drei Meter hohen Stange, die ein Mensch auf nichts anderem als seiner Stirn balanciert? Und dann bückt sich dieser Mensch und legt sich hin, und auf seinen Hacken ist noch Platz für einen zweiten Handstand?

Dann gibt's noch eine Bärennummer, ganz ohne Gitter oder Käfig, die vorne rücken ein Stück zurück und peilen schon mal den Fluchtweg, aber es ist alles so, wie man sich eine Bärennummer im Zirkus immer Vorstellt, Tanz auf dem Ball und Handstand, was ein Braunbär eben drauf haben muß, wenn er im Zirkus arbeiten will.

Und dann ist da noch Batama und ihr Fakir, eine Frau, die sich mit Schlangen und Krokodilen auskennt, und so mir nichts, dir nichts barfuß durch Glasscherben und rostige Nägel stiefelt, und die Pythons, die sie um den Hals hängen hat, wünsch ich noch nicht einmal unserer Kulturredakteurin unter die Bettdecke. Die Krokodile fläzen sich gefällig im Manegensand und lassen sich recht herzlich küssen, Feuerschlucken, Schlangentanz und ein Krokodil auf Fakir auf Nagelbrett und in der Pause gibts ein Foto mit dem Elefanten Maya.

Natürlich gibt es noch viel mehr zu sehen. hören und staunen, aber gehen Sie doch selbst hin, Artisten brauchen Applaus, und Menschen brauchen Artisten. mad

Noch bis Pfingstmontag, täglich 15.00 und 19.30 Uhr, So. u. Feiertag 15.00 und 18.00 Uhr, Eintritt für Kinder 10-25, Erw. 15-30 Mark