Prophetische Gabe

■ Betr.: "Doch Posemuckel?", taz vom 30.4.91

Betr.: »Doch Posemuckel?« (Wie der DGB in Berlin zum 1.Mai ruft), taz vom 30.4.91

Mit Erstaunen habe ich die prophetische Gabe Ihrer beiden KommentatorInnen zur Kenntnis genommen. Denn bereits einen Tag vor dem Mai-Fest stand für die taz fest, daß der DGB »eine Provinzveranstaltung« plane. Leider erfahren Ihre Leser in diesem Zusammenhang nur halbe Wahrheiten: So wird weder auf das vielfältige Kulturprogramm verwiesen, noch wird geschildert, daß die Mai-Feste des DGB in Berlin traditionell zu Familienfesten geworden sind. Wir brauchen also keine importierten Promis, um uns der Bedeutung der Veranstaltung gewiß zu sein.

Im übrigen darf ich darauf verweisen, daß der DGB im vergangenen Jahr anläßlich des 100. Geburtstages des 1.Mai seine Zentralveranstaltung in Berlin gemacht hat. In diesem Jahr war der DGB-Vorsitzende Heinz Werner Meyer in Halle als Redner, also in einem der neuen Länder. Das ist eigentlich ein deutliches Signal, nicht nur an die ArbeitnehmerInnen. Wir sind nach diesem 1.-Mai-Fest in Berlin, das beinahe im Regen ertrunken ist, zufrieden, aber nicht selbstzufrieden. Immerhin kamen mehr als 10.000 Menschen vor dem Reichstag zusammen, um sich Politisches und Kulturelles zu Gemüte zu führen. Im übrigen: Haben Sie schon mal mehr als sechs Stunden lang im strömenden Regen gefeiert? Für diese widrigen Verhältnisse war das eigentlich eine ganz gute Resonanz. Dieter Pienkny, Pressesprecher DGB, Landesbezirk Berlin-Brandenburg