China: Reform-Pingpong

Gouverneur der Südprovinz Guangdong zurückgetreten  ■ Aus Peking Simon Long

Nach sechsjähriger Amtszeit ist am vergangenen Wochenende der einflußreiche Reformer Ye Xuanping von seinem Posten als Gouverneur von Chinas südlicher Provinz Guangdong zurückgetreten. Der in Guangdong — das an Hongkong grenzt und sich zu einer der wohlhabendsten und aufstrebendsten Regionen Chinas entwickelt hat — sehr beliebte Ye war der Regierung in Peking schon seit längerer Zeit zu stark geworden.

Zwar war Ye als Provinzchef stets darauf bedacht, seine Loyalität gegenüber Peking zu versichern. Doch seit dem Massaker vor zwei Jahren hat er es erfolgreich vermocht, den Bestrebungen der Zentralregierung zu widerstehen, die marktorientierten Wirtschaftsreformen zurückzudrehen, die in Guangdong weiter gegangen sind als irgendwo anders in China.

Ye verfügt auch über gute Beziehungen zum Militär. Sein Vater, der verstorbene Marschall Ye Jianying, hatte bei der Festnahme der „Viererbande“ im Jahre 1976 ebenso wie bei der anschließenden Installierung des Regimes unter Deng Xiaoping eine Schlüsselrolle gespielt.

Der Rücktritt des Provinzchefs kam nicht unerwartet. Denn im März wurde er zum Vizevorsitzenden der einflußlosen Politischen Konsultativkonferenz des Chinesischen Volkes (PKKCV) berufen. Wenige Wochen später wurde auch ein anderer populärer Reformer, der Schanghaier Bürgermeister Zhu Rongji, als Vizepremier nach Peking geholt.

Derartige Personalbewegungen können als Versuch interpretiert werden, die zentrifugalen Tendenzen zu schwächen, die durch solche populären Führer noch verstärkt werden — aber auch als das Bestreben, der Zentralregierung in Peking ein stärker reformerisches Image zu verleihen.

Der Nachfolger Ye Xuanpings in Guangdong ist der 61jährige Zhu Senlin. Er kann auf eine 40jährige Tätigkeit in der Provinz zurückblicken und soll der Wunschkandidat Yes sein, der einem Funktionär aus Peking vorgezogen wurde.