2.300 Ost-Wissenschaftler vor der Tür

■ Umstrukturierung der Ostberliner Hochschullandschaft durch den Senat erfordert einen Stellenabbau von 7.300 auf 5.000 Stellen/ Studienplatzzahlen sollen für ganz Berlin sinken

Schöneberg. An den Ostberliner Hochschulen sollen 2.300 WissenschaftlerInnen entlassen werden. Das bedeutet, daß entsprechend der Umstrukturierungspläne des Wissenschaftssenators Manfred Erhardt die derzeit 7.300 Personalstellen auf 5.000 Planstellen gekürzt werden.

Der Stellenabbau konzentriere sich, so der CDU-Senator, auf die Ingenierhochschule Wartenberg, die abgewickelte Hochschule für Ökonomie und die Humboldt-Universität. Dabei werde es auch bedarfsbezogene Kündigungen nach dem Einigungsvertrag geben, die bis 1.10. 1992 abgeschlossen sein müssen. Aber niemand, so Erhardt, würde durch das soziale Netz fallen. Die entlassenen AkademikerInnen sollen als »Überhangskapital mit Beschäftigungspositionen« weitergebildet oder umgeschult werden.

In die Kürzungen sei die medizinische Fakultät der Humboldt-Universität, die Charité, noch nicht miteinbezogen. Dazu werde noch die Empfehlung des Wissenschaftsrates erwartet. Gleichzeitig nannte Erhardt seine Vorstellungen über die künftigen Studentenzahlen der ganzen Stadt. Insgesamt bezifferte er diese mit 113.300 als verträgliche Höchstlast. Diese Verringerung wird angesichts der zu erwartenden Bewerberzahlen von verschiedenen Seiten kritisert. Gegenwärtig studieren in Berlin 135.000 Studenten. In Ostberlin jedoch soll die Studienplatzzahl insgesamt von jetzt 24.000 auf 29.200 steigen.

Mit einer Novellierung des Berliner Hochschulgesetzes durch ein »Zulassungsgesetz« plant Erhardt die im Westen geltende Kapazitätsverordnung im Osten nicht anzuwenden. In der Kapazitätsverordnung werden bundeseinheitlich die Studentenzahlen der Hochschulen festgelegt, wodurch es im Westen zu einer ständigen »Überlast« der Hochschulen komme. Der CDU-Senator begründete seine Entscheidung damit, daß die Ostberliner Einrichtungen eine »Schonung« nötig hätten. Außerdem mußte er feststellen, daß zum Beispiel die Humboldt-Universität durch »Vollpumpen ihrer Uni mit Studenten die Personalstellen gesichern wollte«.

Zur Zukunft der Kunsthochschule Weißensee wiederholte der Senators, daß er an seinem Vorschlag, die Schule an die Westberliner Hochschule der Künste (HdK) anzugliedern, festhält. Für ihn gibt es nur die Alternative zwischen »Fusionieren« oder »Ausbauen«, denn er könne es nicht mitansehen, eine Hochschule zu betreuen, die nicht vergleichbar sei mit der Qualität der HdK. Wenn das Parlament ihm 40 Millionen Mark bewilligen würde, wäre er der erste, der für den Ausbau von Weißensee plädiert. Nächste Woche wird dieses Problem im Zusammenhang mit dem vom Senat verabschiedeten Hochschulergänzungsgesetz im Parlament diskutiert. anbau