»Nicht zu verantworten«

■ Das Ende der Methadonvergabe in den Notdienststellen der niedergelassenen Ärzte sorgt für heftigen Protest

Berlin. Der Beschluß der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), in den Notdienststellen künftig die Ersatzdroge Methadon nicht mehr auszugeben, stieß gestern auch in der zuständigen Senatsverwaltung auf heftige Empörung. Jugendsenator Krüger (SPD) bezeichnete die Entscheidung als »nicht zu verantworten«, insbesondere die Kurzfristigkeit dieses Beschlusses gefährde den Erfolg zahlreicher positiv verlaufender Substitutionen. Mitglieder der Aids- Hilfe und von Beratungsstellen wollen heute um 10 Uhr vor der KV in der Bismarckstrasse gegen den Beschluß protestieren.

Wie berichtet, bedeutet der Beschluß des KV-Vorstandes für die rund 300 substituierten Heroin-Abhängigen in Berlin, daß sie die Behandlung mit Methadon möglicherweise nicht reibungslos fortsetzen können. Die behandelnden Ärzte wurden so kurzfristig informiert, daß sie die Vergabe der Ersatzdroge — besonders am Pfingstwochenende — nicht mehr umorganisieren können. »Dieser Beschluß richtet sich gegen alles, was wir bisher entwickelt haben«, meinte der Landesdrogenbeauftragte Wolfgang Penkert.

Selbst die CDU forderte »trotz aller Skepsis gegenüber der Methadonvergabe« die KV dazu auf, ihren Beschluß zurückzunehmen. Es dürfe nicht passieren, daß die auf Methadon eingestellten Patienten am Wochenende ihre Dosis nicht erhalten. Für die Pfingsfeiertage bereitet die Ärztekammer deshalb in Zusammenarbeit mit dem Landesdrogenbeauftragten eine Notversorgung vor. Heute entscheidet das Sozialgericht über eine einstweilige Verfügung, die mehrere Ärzte gegen den Beschluß der KV beantragt hatten.

Möglicherweise ist das jedoch nicht mehr nötig: Die Leiterin der Clearingstelle in der Berliner Ärztekammer, Constanze Jacobowski, setzte sich gestern nachmittag persönlich in einem Gespräch mit den KV-Vorstandsmitgliedern Manfred Richter-Reichhelm und Rita Kielhorn für die Rücknahme des Beschlusses ein. Trotz mehrfacher Anfrage wollte Richter-Reichhelm gegenüber der taz nichts über das Ergebnis des Gesprächs sagen. maz