Polizeieinsatz gegen Asylsuchende

■ Flüchtlinge aus Ostdeutschland in Hessen abgewiesen/ Gewaltsam aus Unterkunft getrieben

Schwalbach (ap/taz) — In der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft für ausländische Flüchtlinge (HGU) in Schwalbach ist am Mittwoch Polizei gegen eine Gruppe von 22 Asylbewerbern eingesetzt worden. Die Flüchtlinge, die aus ostdeutschen Unterkünften geflohen waren, sollten aus dem Schwalbacher Lager gewiesen werden. Ein Flüchtling wurde wegen Widerstands festgenommen. Nach Augenzeugenberichten hatte die Polizei einige Personen auf dem Boden geschliffen und an den Haaren gerissen.

Die Gruppe der Asylbewerber war vor Anfang April aus dem thüringischen Gerstungen nach Schwalbach geflüchtet und vorerst dort aufgenommen worden. Das hessische Ministerium für Jugend, Familie und Gesundheit hatte nach einer zweiten Prüfung die Aufnahme abgelehnt, da die Gruppe nicht wegen eines Überfalls von Deutschen, sondern nach einer internen Auseinandersetzung geflüchtet sei. Da der Polizeieinsatz zu einer „emotionalen Beteiligung auch von Kindern“ geführt habe, sei die Aktion abgebrochen worden, berichtete der Leiter der Schwalbacher Unterkunft. Zehn der 22 Flüchtlinge sollen nun weiterhin in Schwalbach bleiben dürfen. Eine freiwillige Helfergruppe hat derzeit 48 Asylsuchende, die in Schwalbach abgewiesen wurden, in den Räumen der Evangelischen Studentengemeinde untergebracht. In der HGU drohe bis zu 100 Flüchtlingen ein Polizeieinsatz, weil sie sich weigerten, nach Ostdeutschland zurückzugehen, befürchtet der Sprecher der Helfergruppe, Karl Kopp.