Wer blockiert hier eigentlich wen?

■ “Die große Blockflötenblockade“/“Wir sind doch keine Arschlöcher“ — taz v. 24./26.4.91

Sicherlich wurde die Besetzung der Blockflötenprofessur 2 Jahre blockiert. Wodurch?

Im Herbst 89 wurde das Berufungsverfahren eingeleitet. An der Berufungskommission beteiligten sich, außer dem sogenannten Hochschulklüngel, auch Ulrich Thieme, Blockflötenprofessor der hannoverschen Musikhochschule (aller erste breme), sowie stimmberechtigte StudentInnen.

Nach ordnungsgemäßem Ablauf des Verfahrens entstand im Frühjahr 90 die Empfehlung der Kommission an die letztinstanzliche Kulturbehörde.

Der Dreiervorschlag, welcher der taz bisher, trotz eifriger Recherchen, nicht bekannt zu sein scheint, beinhaltet, die Professur an erster Stelle Winfried Michel anzutragen.

Winfried Michel — renommierter Flötist, herausragender Pädagoge, Herausgeber vieler Quellen und Werke — ist der Fachwelt auch unter seinem Pseudonym G. P. Simonetti als Komponist bekannt. Die Qualitäten der anderen beiden Nominierungen, Rahel Stoellger-Pliester und Karin van Heerden können ebensowenig in Abrede gestellt werden.

Jedoch: Der Dreiervorschlag wurde von dem senatorischen Referat pauschal abgelehnt. Der Fachbereich mahnte mehrmals die vom Hochschulgesetz gefordete Begründung an, die bis heute nicht erfolgte.

Die Berufungskomission hat es gewagt, den senatorischen Favoriten Han Tol, der an der Akademie für Alte Musik in Bremen unterrichtet, nicht aufzustellen. Diese Entscheidung wurde kompetent begründet. (...).

Dies alles soll auf keinen Fall die künstlerischen Fähigkeiten Han Tols in Zweifel ziehen.

Das Interesse der StudentInnen der Blockflötenklasse — die schon seit Frühjahr 89 versuchen, das Verfahren voranzutreiben — ist die Blockflötenprofessur endlich dauerhaft zu besetzen. Keinesfalls soll ein Professor eingestellt werden, der defacto die Aufbaustudierenden der Akademie für Alte Musik unterrichtet, so daß die Grundausbildung an der Musikhochschule weiterhin auf der Basis von Lehraufträgen durchgeführt werden muß.

Ulrike Leuterer/Kathrin Schroeder,

Studentische Mitglieder der Berufungskommission