Alu-Motor muß nicht glänzen

■ Bei vielen Tankstellen entspricht die Abwasserreinigung nicht dem Stand der Technik/ Fachleute raten zum Verzicht auf belastende Motorwäsche

Berlin. Schenkt man ihrem Chef Glauben, haben die elf Mitarbeiter einer freien Tankstelle an der Steglitzer Albrechtstraße »nicht für einen Sechser Umweltbewußtsein«. Seit der Kaufmann Wolfgang Rohrbeck (41) zwei neue Leute aus Potsdam und Cottbus in seinem Betrieb einstellte, muß er noch mehr klagen. »Die geben auch dem Kunden für seine Sommer- und Winterreifen bei jedem Wechsel bereitwillig eine neue Tüte, egal, ob die alte schmutzig war oder nicht«, brachte Rohrbeck am Mittwoch bei einer Informationsveranstaltung des bezirklichen Umweltamtes sichtlich angewidert ein Beispiel.

Das Amt hatte im Rahmen einer Vortragsreihe Gewerbe — Ökologie Experten geladen, die über mögliche Umweltentlastungskonzepte für die spezielle Problembranche der Tankstellen, KFZ-Reparaturbetriebe, Autolackierereien und -waschstraßen berichteten.

Inzwischen seien im Auftrage der Senatsumweltverwaltung für insgesamt neun Branchenbetriebe, darunter drei Tankstellen, entsprechende Konzepte erarbeitet worden, erläuterten die Sprecher der eingeschalteten Umweltberatungsfirmen. Eine der Tankstellen ist die an der Albrechtstraße. Inhaber Wolfgang Rohrbeck möchte der Umwelt zuliebe schätzungsweise 400.000 DM investieren, schon weil der ererbte Betrieb in einem »schönen Wohngebiet« liegt.

Nach dem Beispiel eines Tempelhofer Mitkonkurrenten will er die Zapfsäulen und Tanks mit einem modernen Gaspendelsystem ausstatten, damit giftige Benzindämpfe nicht mehr ins Freie gelangen können. Außerdem plant der Kaufmann, zwei neue Benzinabscheider mit einer sogenannten Koaleszenzstufe zu installieren.

Laut dem Sprecher der Beratungsfirma UVE, Uwe Leineweber, gibt es im Westteil der Stadt zwar kaum noch eine Tankstelle, die nicht über einen Benzinabscheider oder eine Schlammfangvorrichtung zur Aufnahme von Sand- und Schmutzteilen verfügt. Leineweber zufolge lassen sich aber mit dieser alten Technik nicht mehr die Anforderungen der im Februar dieses Jahres verschärften Indirekteinleiterverordnung erfüllen. Nach dieser Verordnung sei es nunmehr Stand der Technik, wenn im Abwasser pro Liter höchstens noch 20 Milligramm kohlenstoffhaltiger Mineralöle verblieben. Demgegenüber erreiche man mit benzinabscheidern nur einen Ablaufwert von 128 Milligramm.

Wie es hieß, müßten Tankstellenbetreiber deshalb in Zukunft ihre Betriebe alle mit sogenannten Koaleszenzabscheidern oder darüber hinaus mit chemischen Emulsionsspaltanlagen ausrüsten, sofern Motoren gereinigt würden. Angesichts der hohen Investitionskosten von jeweils mindesten 40.000 DM lautete da der Rat der Fachleute, lieber auf die Motorenwäsche ganz verzichten. thok