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Eine scheinbar abgemachte Sache

■ Betr.: "Ohne Rückfahrkarte zum Attentat auf Schäuble", taz vom 7.5.91

betr.: „Ohne Rückfahrkarte zum Attentat auf Schäuble“,

taz vom 7.5.91

Am Ende des 20. Jahrhunderts ist also jemand, der den Staat des Terrors bezichtigt nach Aussage von Erwin Single, „reif für die Insel“. Ein „Gescheiterter“ ist, wer sich als Einzelgänger, als für Politik wenig interessiert zeigt und dazu protestiert und Drogen nimmt. Es erscheint selbstverständlich, daß jemand, der nachts mit einer Badehose draußen rumläuft, verrückt sein muß. [...]

Es wurde eine Chance verpaßt, eine über alle Fronten und Parteien scheinbar abgemachte Sache auch alternativ zu sehen: als die absolute Unfähigkeit der psychiatrischen Anstalten und Knäste, eine derartig deliquent gewordene Person sinnvoll zu resozialisieren. [...] Kaufmann saß fünf Jahre im Mannheim ein. [...] Erwin konnte oder wollte sich nicht mit den Auswirkungen des Knastalltags auf den Bagnoinsassen auseinandersetzen; statt dessen bleiben stimmte Wörter und Begriffe erklärungsbedürfig in der Luft hängen:

„Psychodrogen“: Davon gibt es im Knast soviel man will. Sie betäuben und stellen ruhig.

„Elektrowellen und Lärm“: „Big Brother“ hat schon lange seinen Einzug in die Zellen gehalten, in jeder Zelle ist eine installiert, die es dem Wärter jederzeit erlaubt, sich akustisch in die Zelle einzuklinken. Aus ihnen ertönen täglich über zehn Befehle, meistens überlaut (ich habe meinen Spint davorgestellt).

„Sexuelle Mißhandlung“: In der Psychiatrie wie auch in den Knästen ein nicht kontrollierbares, vertuschtes Phänomen.

„Radiowellen hören oder spüren“: In bestimmten Kreisen gilt sowas als mediale Veranlagung. Es schiebt hier im Gefängnis jeder seinen Haß mehr oder weniger vor sich her, die Verarbeitungsmechanismen sind vielfältig, psychosomatische Krankheiten häufig. [...]

Vielleicht hat es Dieter Kaufmann nicht geschafft, sich in die feinen, gleichzeitig brutalen Hierarchien und Bestechungsrituale eines Gefängnisses einzuordnen. [....] Udo Bahles, Kleve

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