Ein fabelhafter Tag

■ Der VfL Gummersbach gewann zweites Play-Off-Finale im Handball beim THW Kiel und wurde West-Meister

Berlin (dpa/taz) — Die Gummersbacher Handkicker besiegten zuerst ihre Nerven und dann ihren Gegner. Als beide bezwungen waren, feierte der VfL euphorisch seinen zwölften bundesdeutschen Meistertitel im Männerhandball.

7.800 Zuschauer wollten beim zweiten Finalspiel in der Kieler Ostseehalle eigentlich „ihren“ THW zum Erhalt der letzten Meisterchancen antreiben. Trotz des 14:22 im Hinspiel gab es noch Kieler Hoffnungsmomente: Zum einen ging Gummersbach seit sieben Jahren stets geschlagen vom norddeutschen Parkett. Zum anderen feierte Kiels Handballpublikum die Wahl von Magnus Wislander zum „Handballer des Jahres“.

Bis zur Pause verlief das Spiel torarm, aber spannend — und vor allem genau nach Kieler Plan. Der Schwede Wislander öffnete Sekunden vor dem Halbzeitpfiff seine Trickkiste und zauberte die 7:6-Führung heraus. Nach dem Seitenwechsel ein ähnliches Bild: Beide Teams trafen das Tor nicht. So kam ein wahres Diät-Ergebnis von 13:11 heraus, das Gummersbachs 34jähriger Routinier Frank Dammann Sekunden vor dem Schlußpfiff besiegelte. Auch ein anderes „Denkmal“ geriet nicht ins wanken: Andreas Thiel gewann das Fernduell gegen Kiels Auswahl-Torhüter Krieter und meinte: „Es gibt geniale, fabelhafte und schlechte Tage. Ich hatte heute einen fabelhaften.“

„Und ich bin überglücklich“, feierte Trainer Heiner Brand den zwölften Meistertitel seines Vereins, „beide Mannschaften zeigten hervorragende Abwehrleistungen, deshalb war es für die Angreifer so schwierig.“ Und Kiels Coach Holger Ortel suchte traurig nach dem „einen Trick, um einmal an den großen Topf heranzukommen.“

Denn dem THW Kiel bleibt nur der Ruf des „ewigen Zweiten“. In den letzten zehn Jahren wurden die Handballer von der Ostsee viermal Vizemeister. „Deutscher Meister“ — wozu der Hallensprecher voreilig gratulierte — ist aber auch der VfL Gummersbach noch nicht. Im Juni wartet der SC Magdeburg zum Fight um den ersten vereinten Landesmeistertitel. „Der muß jetzt her, der ist geschichtsträchtig“, fordert VfL- Keeper Andreas Thiel. bossi

Tore für THW Kiel: Schwenke 3/1, Blatter 2/1, Wislander 2, Gersch, Schwenker, Will, Zehe je 1.

Kiel — Gummersbach 11:13 (7:6).

Tore für VfL Gummersbach: Dörrhöfer 4, Kraft 3, Derad 2, Petersen, Zlattiner, Erland, Dammann je 1.