Schöner leben: "7441"

■ Das letzte kleine Geheimnis wird verraten

Pubertierende diskutieren mit Opa über den G-Punkt; schwangere Väter wedeln mit dem Ultraschallfoto ihres Foetus; Spionagesatelliten finden Tipfehler: Die Indiskretion triumphiert und das Geheimnis ist tot. Doch halt! Ein süßes kleines Geheimnis trägt der Mensch von heute mit sich rum, da kann er schweigen wie ein Grab: die Geheimzahl der Euroscheckkarte. Die ist im Kopf und sonst nirgendwo, nichtmal die Bank kann Auskunft geben. Die einzige Niederschrift wird bei Nummernvergabe zerschnitten, verbrannt und verschluckt.

Der Mensch aber, der ist schwach. Vergessen droht. Also werden Tricks ersonnen, wie die Zahl zu notieren, aber nur vom Befugten zu erkennen wäre. Beliebt ist die Ablage im Telefonverzeichnis unter „Vater“, einem erfundenen Bruder oder „G.Heim“. Dummbeutel notieren in ihren Paß, Klügere in ein Buch (im Ernstfall ist die Bibliothek durchzublättern), und ganz Plietsche notieren sie im Poesiealbum ihrer Freundin.

Und nun die Sensation. Erstmals bricht einer das Schweigen. Hiermit veröffentliche ich meine Geheimnummer in einer Art Selbstversuch. Sie steht in der Überschrift. Was wird geschehen? Ich befürchte das Schlimmste. Voller Angst aber stolz: Burkhard Straßmann