Ball und Rauch

■ Basketball-Länderspiel: Deutschland-Polen 94:68

Magdeburg (dpa/taz) — Man kann Johan Cruyff, dem jüngst unter die Eiferer wider den Nikotin gegangenen Trainer des FC Barcelona, nur wünschen, daß er niemals der polnischen Basketball-Nationalmannschaft in die Arme läuft. Er wäre schockiert. Zwar legten die Polen im Länderspiel gegen Deutschland — ganz im Gegensatz zu Cruyffs kickenden Untergebenen beim verlorenen Europacupfinale gegen Manchester United am Mittwoch in Rotterdam — einen furiosen Blitzstart hin, wirbelten die Riesen aus der Bundesliga schwer durcheinander und gingen flugs mit 20:4 in Führung, dann aber ging es rapide bergab. „In den ersten acht Minuten haben wir ohne eine Verteidigung gespielt. Die Polen dagegen waren am Anfang sehr stark“, wunderte sich Bundestrainer Svetislav Pesic, der schon nach 90 Sekunden die erste Auszeit genommen hatte.

Bald war es jedoch vorbei mit Polens Herrlichkeit, was keineswegs nur am hohen Durchschnittsalter der Spieler von 29 bis 30 Jahren lag, sondern vor allem an einem besonderen Konditionsproblem. „Bei uns rauchen fast alle“, erklärte Coach Arkadiusz Koniecki in der Pressekonferenz. Bis Polen ist die frohe Botschaft des heiligen Johan aus Katalonien also noch nicht durchgedrungen.

Darisz Zelig, mit 34 der „Oldtimer“, tauchte nach 15 Minuten fast völlig unter und die Deutschen kamen schnell heran. Zur Halbzeit führten sie bereits mit 46:37 und hatten dann gegen die von der Pausenzigarette weiter ermatteten Gäste keine Mühe mehr. Am Ende hieß es 94:68. Bester Werfer war der für den italienischen Zweitligsten Aurora Desio Mailand spielende Hans-Jürgen Gnad mit 23 Punkten.

Enttäuschend war die Zuschauerzahl. 100 Jahre Basketball, das erste Basketball-Länderspiel nach der Vereinigung in Ostdeutschland — selbst das trug in der Handball-Hochburg Magdeburg wenig zu einem besseren Gelingen bei. „Wir hatten uns mehr vorgestellt“, sagte Jürgen Molitor, Abteilungsleiter Leistungssport beim Deutschen Basketball Bund (DBB) und blickte trübselig auf die mit 500 Zuschauern nur zu einem knappen Viertel gefüllten Ränge der Hermann-Gieseler-Halle.